Die Auswirkungen der aktuellen Trump-Administration reichen tief in die amerikanische Kulturlandschaft – und betreffen nun auch die Welt der Bücher. Autorinnen wie Ali Hazelwood, Louise Penny und Curtis Chin berichten von Tourabsagen, finanziellen Einbußen und wachsender Zensur. Die neuen politischen Maßnahmen beeinflussen nicht nur Verlagsentscheidungen, sondern auch, was Leserinnen überhaupt zu Gesicht bekommen.
Autoren sagen Lesereisen ab – aus Sorge vor Grenzkontrollen und politischem Klima
Ali Hazelwood, Bestsellerautorin aus Italien, sagte ihre Großbritannien-Tour ab – aus Angst, nicht mehr problemlos in die USA zurückkehren zu können. Auch Louise Penny, gefeierte kanadische Krimiautorin, verzichtete dieses Jahr erstmals auf Lesungen in den USA wegen der politischen Spannungen. Chin, ein asiatisch-amerikanischer Autor, verlegte seinen Fokus komplett ins Ausland, da zahlreiche US-Colleges geplante Veranstaltungen strichen – teils aufgrund gestrichener Fördermittel.
DEI-Rückschritte und Identitätszuschreibungen beeinflussen Buchbranche
Trumps Abkehr von Diversitäts-, Gleichstellungs- und Inklusionsprogrammen (DEI) sorgt für Verunsicherung im Verlagswesen. Autor*innen of Color wie Chin fürchten, dass ihre Werke künftig weniger Chancen auf Veröffentlichung haben – aus Angst vor möglicher Zensur oder Boykott durch öffentliche Einrichtungen. „Vielleicht sollte ich warten, bis Trump aus dem Amt ist, bevor ich mein nächstes Buch verkaufe,“ sagte Chin.
Förderkürzungen treffen Bibliotheken und Bildungsprogramme hart
Im März unterzeichnete Trump ein Dekret, das mehrere Förderprogramme für Bibliotheken, Museen und Literaturprojekte strich. Obwohl ein Gericht die Anordnung vorübergehend blockierte, mussten viele Einrichtungen bereits Programme einstellen oder Stellen einfrieren. In Michigan fiel unter anderem das landesweite Leseprogramm „Great Michigan Read“ weg – samt geplanter Verlagsförderung für Chins Buch.
Zensur und Buchverbote auf dem Vormarsch
Vermehrte Eingriffe in Bibliotheksbestände und Bildungseinrichtungen lassen Zensurbestrebungen greifbar werden. An der US Naval Academy wurden über 400 Bücher entfernt – meist solche, die Themen wie Geschlecht, Rassismus oder Sexualität behandeln. Gleichzeitig blieben rechtsextreme Werke unangetastet. Ein laufender Supreme-Court-Fall (Mahmoud v. Taylor) könnte Eltern in Zukunft das Recht geben, ihre Kinder von literarischen Inhalten mit queeren oder diversen Figuren abzumelden.
Eine Zukunft ohne Vielfalt im Bücherregal?
Verlage, Autor*innen und Institutionen schlagen Alarm. Große Verlagshäuser wie Penguin Random House und Hachette wandten sich gegen Trumps Förderkürzungen. Sarah Jessica Parker, Schauspielerin und Verlegerin, warnte: „Bibliotheken sind keine Regale voller Bücher. Sie sind das Herz unserer Nachbarschaften.“
Die aktuelle Entwicklung zeigt: Die Zukunft des Lesens in den USA steht am Scheideweg – zwischen Offenheit und Ausgrenzung, zwischen Vielfalt und ideologisch motivierter Zensur.
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