Neue Dokumente belegen, wie Prinz Andrew trotz des Verlusts seiner royalen Privilegien und öffentlicher Kritik weiterhin in seiner großzügigen Residenz Royal Lodge in Windsor leben kann – und das offenbar nahezu mietfrei.
Ein von der BBC eingesehener Pachtvertrag mit dem Crown Estate, dem staatlichen Immobilienverwalter des Königshauses, zeigt, dass Andrew bereits 2003 einen langfristigen Vertrag über 75 Jahre abgeschlossen hat. Der Deal sichert ihm das Wohnrecht in dem Anwesen – bei einer symbolischen Miete von nur einem Pfund pro Jahr („peppercorn rent“). In der Praxis muss er diese Summe aber nicht einmal zahlen.
Ein Einmalbetrag statt Miete
Anstelle regelmäßiger Mietzahlungen leistete Prinz Andrew zu Beginn eine Einmalzahlung in Höhe von rund acht Millionen Pfund.
Davon entfielen laut Unterlagen:
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etwa 5 Millionen Pfund für Renovierungen,
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2,5 Millionen Pfund als Vorauszahlung auf zukünftige Mieten und
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1 Million Pfund als Prämie an das Crown Estate.
Mit dieser Konstruktion kaufte sich Andrew praktisch von allen zukünftigen Mietzahlungen frei. Die Vereinbarung basiert auf einem fiktiven Mietwert von rund 260.000 Pfund pro Jahr – eine Summe, die jedoch nie monatlich überwiesen wurde.
Pflichten statt Pacht
Der Vertrag verpflichtet Andrew, das Anwesen auf eigene Kosten zu unterhalten.
Er muss regelmäßig Fassadenarbeiten durchführen, das Gebäude innen alle sieben Jahre streichen und die Gärten in gepflegtem Zustand halten.
Zudem enthält die Vereinbarung skurrile Details:
Keine Hubschrauber dürfen auf dem Gelände landen, und jegliches Glücksspiel ist ausdrücklich verboten.
Ein Wohnrecht bis 2078
Die Royal Lodge, ein denkmalgeschütztes Gebäude mit mehr als 30 Zimmern, mehreren Nebengebäuden und weitläufigem Park, gehörte früher der Queen Mother. Nach deren Tod übernahm Andrew das Anwesen.
Der Vertrag läuft bis Juni 2078 – weit über Andrews Lebenszeit hinaus – und erlaubt auch seiner Ex-Frau Sarah Ferguson sowie den Töchtern Beatrice und Eugenie, dort weiter zu wohnen.
Steigt Andrew jedoch vor Ablauf aus, kann er einen Teil seiner Einmalzahlung zurückfordern – dieser Rückzahlungsanspruch sinkt allerdings jedes Jahr und endet vollständig 25 Jahre nach Vertragsbeginn. Nach 22 Jahren beträgt der Restwert laut BBC derzeit nur noch etwa 186.000 Pfund pro Jahr bis 2028.
Ein Vertrag mit Schattenseiten
Was einst als finanziell vorteilhaft für den Steuerzahler galt – Andrew sollte die Sanierungskosten übernehmen, um öffentliche Ausgaben zu vermeiden – ist heute ein PR-Problem für die Monarchie.
Während König Charles III. die finanzielle Unterstützung für seinen Bruder längst eingestellt hat, lebt Andrew weiterhin in einem Palast ähnlichen Anwesen – trotz seiner Verstrickung in die Epstein-Affäre und der jüngsten Missbrauchsvorwürfe aus Virginia Giuffres posthum veröffentlichtem Buch.
Oppositionspolitiker im britischen Parlament fordern inzwischen eine Überprüfung des Arrangements.
Die Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Dame Meg Hillier, erklärte:
„Wir brauchen Klarheit, um sicherzugehen, dass hier kein Pfund an Steuergeldern verschwendet wird.“
Auch Finanzministerin Rachel Reeves kommentierte vorsichtig:
„Ich kenne die Details nicht, aber grundsätzlich sollte jeder seinen gerechten Anteil zahlen.“
Der konservative Abgeordnete Robert Jenrick wurde deutlicher:
„Es ist an der Zeit, dass Prinz Andrew auf eigenen Beinen steht und privat lebt.“
Ein Vertrag, der sich für Andrew lohnt
Für die Öffentlichkeit bleibt unklar, woher Andrew 2003 die Millionen für den Pachtvertrag aufbringen konnte.
Sicher ist jedoch: Solange der Vertrag gilt, kann ihm kaum jemand das Anwesen streitig machen.
Selbst wenn Buckingham Palace es bevorzugen würde, ihn aus dem Windsor-Park zu entfernen – rechtlich sitzt Andrew fest im Sattel.
Oder wie ein britischer Beobachter trocken kommentierte:
„Er hat sich im wahrsten Sinne des Wortes ins Royal Lodge eingekauft – und der Vertrag läuft länger als sein Ruf.“
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