Startseite Allgemeines Wettlauf um die klügsten Köpfe: China holt gegenüber den USA auf
Allgemeines

Wettlauf um die klügsten Köpfe: China holt gegenüber den USA auf

TheDigitalArtist (CC0), Pixabay
Teilen

Immer mehr renommierte Wissenschaftler kehren den USA den Rücken und entscheiden sich für eine Zukunft in China. Ob Kernphysiker von Princeton, Ingenieure mit NASA-Erfahrung oder Neurobiologen des US-Gesundheitsinstituts – seit Anfang 2024 haben nach Recherchen von CNN mindestens 85 Forscher ihre amerikanischen Institutionen verlassen und arbeiten nun fest in China. Mehr als die Hälfte dieser Wechsel erfolgte allein 2025.

„Reverse Brain Drain“ schwächt die USA

Dieses Phänomen wird von Experten als „umgekehrter Braindrain“ bezeichnet: Hochqualifizierte Wissenschaftler, die jahrzehntelang die Vormachtstellung der USA in Technologie und Forschung gestützt haben, ziehen weiter – viele von ihnen nach China. Während Washington Forschungsetats kürzt, Visa verteuert und die Sicherheitsprüfung internationaler Talente verschärft, baut Peking seine Investitionen in Innovation und Talentrekrutierung massiv aus.

Für die USA steht damit langfristig ihre Fähigkeit auf dem Spiel, Spitzenkräfte anzuziehen – eine Voraussetzung, die seit dem Zweiten Weltkrieg die unangefochtene Führungsrolle des Landes in Wissenschaft und Technologie begründete. Die Folgen reichen von Künstlicher Intelligenz über Quantencomputer bis hin zu Biotechnologie und militärischer Hochtechnologie.

Chinas Offensive: Forschung als „nationale Sicherheit“

Präsident Xi Jinping hat Innovation zur Schlüsselfrage für Chinas wirtschaftliche Sicherheit erklärt. Das Land investierte 2023 nach OECD-Daten mehr als 780 Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung – beinahe so viel wie die USA (823 Milliarden Dollar). Universitäten und staatliche Programme werben mit großzügigen Gehältern, Forschungsbudgets, Wohnzuschüssen und Familienunterstützung. Spezielle Programme wie „Qiming“ richten sich direkt an internationale Fachkräfte für Schlüsselbranchen wie Halbleiter oder KI.

„Chinesische Universitäten nutzen die politischen Veränderungen in den USA aktiv aus – sie sehen darin ein Geschenk aus Washington“, sagt der Princeton-Soziologe Yu Xie.

Trumps Politik als Treiber

Unter Präsident Donald Trump sind die USA dabei, Bundesmittel für die Forschung drastisch zu kürzen. Zudem erschweren strengere Visaauflagen und die geplante Wiedereinführung des umstrittenen „China Initiative“-Programms die Arbeit chinesischstämmiger Forscher in den Vereinigten Staaten. Viele fühlen sich dadurch unter Generalverdacht gestellt.

Ein offener Brief von über 1.000 US-Professoren warnte jüngst, ein solcher Kurs spiele am Ende eher China in die Hände. Daten der Princeton University zeigen: Nach Beginn der „China Initiative“ stieg die Zahl der abwandernden US-Forscher chinesischer Herkunft um 75 Prozent – zwei Drittel von ihnen gingen direkt nach China.

Chancen und Grenzen für China

China profitiert vom Heimkehrtrend, gleichzeitig bleiben Herausforderungen. Das politische Klima ist autoritärer, das akademische System stärker staatlich kontrolliert, und die Sprach- sowie Kulturbarrieren schrecken westliche Forscher ab. Noch immer leben laut Statistik mehr als 80 Prozent der chinesischen Wissenschaftler, die zwischen 2017 und 2019 in den USA promovierten, auch 2023 weiterhin dort.

„Kurzsichtige Politik“

Der Biochemiker Lu Wuyuan, ehemals Professor in Maryland und heute an der Fudan-Universität in Shanghai, sieht den größten Schaden auf amerikanischer Seite: „Die kurzsichtige Politik hat die für beide Seiten fruchtbare Zusammenarbeit zerstört. China steigt weiter auf – die USA schwächen sich selbst.“

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Schlaflosigkeit und Angst breiten sich in Venezuela aus – US‑Militärpräsenz schürt Sorgen

In Venezuelas Hauptstadt glitzern die Weihnachtslichter, traditionelle Musik erfüllt die Straßen, Kinder...

Allgemeines

US-Bildungsministerium bittet entlassene Mitarbeitende um Rückkehr – wegen Diskriminierungsfällen

Das US-Bildungsministerium sieht sich einem wachsenden Rückstau an Diskriminierungsfällen an Schulen gegenüber...

Allgemeines

Heiraten Taylor Swift und Travis Kelce bald in Rhode Island? Gerüchte um Traumhochzeit im Luxusresort

Die Gerüchteküche brodelt: Plant Superstar Taylor Swift etwa ihre Hochzeit mit Football-Star...

Allgemeines

US-Senator Mark Kelly droht Militärverfahren – Trump wirft ihm „Landesverrat“ vor

Der demokratische US-Senator Mark Kelly steht wegen seiner Beteiligung an einem umstrittenen...