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Wenn Mitbestimmung zur Kündigung führt – ein Hilferuf aus der Mitte eines Unternehmens

qimono (CC0), Pixabay
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Ich möchte mit diesem Beitrag auf eine Entwicklung aufmerksam machen, die nicht nur für uns Betroffene bei Energiekonzepte Deutschland GmbH von großer Tragweite ist, sondern grundsätzliche Fragen zur demokratischen Mitbestimmung in Unternehmen aufwirft.

Gestern fand eine Gerichtsverhandlung statt, in der es um die Richtigkeit der Durchführung einer Wahlversammlung zur Ernennung eines Wahlvorstandes ging – ein Schritt auf dem Weg zu mehr Mitbestimmung und Transparenz im Unternehmen.
Der Richter entschied – ausschließlich auf Grundlage eines formalen Fehlers: Die Einladungsfrist zur Versammlung war zu kurz.

Es ging nicht um die Motivation der Beteiligten. Nicht um den Wunsch nach fairer Teilhabe. Nicht um den Ablauf der Versammlung selbst. Es ging einzig und allein um diese eine Frist.

Die Konsequenzen für uns, die wir uns an der Vorbereitung beteiligt hatten, kamen umgehend – und sie waren existenziell.
Noch am selben Tag erhielten wir fristlose Kündigungen. Mit Hausverbot. Persönlich zugestellt, teils schneller, als wir nach Hause kommen konnten. Die Schreiben waren längst vorbereitet.

Damit stellt sich eine Frage mit aller Wucht:
Was geschieht gerade mit unserer Arbeitswelt, wenn der Einsatz für Mitbestimmung und faire Prozesse auf diese Weise geahndet wird?

Wir – die Betroffenen – sind Mitarbeitende, die teils seit Jahren engagiert und loyal für das Unternehmen gearbeitet haben. Ich selbst war geschätzt, mein Beitrag zum Unternehmenserfolg wurde von Vorgesetzten betont, ich habe Strukturen geschaffen, Berichte entwickelt, Teams unterstützt.
Und nun stehe ich wie viele andere vor dem Nichts – nicht, weil wir versagt oder geschadet hätten, sondern weil wir den Mut hatten, uns für etwas einzusetzen, das als Grundrecht gilt: Demokratische Mitbestimmung im Unternehmen.

Wir sind nicht die Ersten. Bereits 86 Kolleginnen und Kollegen wurden zuvor gekündigt. Und nun trifft es zusätzlich uns zehn, die sich aktiv für Transparenz, Fairness und Mitsprache eingesetzt haben – und diesmal besonders hart.

Mit Hausverbot. Mit Misstrauen. Mit dem Gefühl, plötzlich nicht mehr Mensch, sondern Risiko zu sein.

Was sagt das über unsere Gesellschaft aus, wenn der Wille zur Mitgestaltung mit Arbeitsplatzverlust bezahlt wird?

Wir sind verzweifelt – nicht aus Schuld, sondern weil wir erleben, wie leicht einem in Deutschland die Existenz genommen werden kann, wenn man Verantwortung übernimmt.

Alle von uns haben Kündigungsschutzklagen eingereicht. Doch der Weg ist lang, zermürbend und finanziell wie seelisch belastend.

Wir stellen uns daher eine unbequeme, aber notwendige Frage:
Wie sicher ist Mitbestimmung in deutschen Unternehmen wirklich, wenn ihre Initiator:innen nicht geschützt, sondern gekündigt werden?

Was bedeutet das für den Mut anderer, sich zu engagieren?
Wie sollen Vertrauen und Loyalität wachsen, wenn Verantwortungsbewusstsein mit Härte und Ausschluss beantwortet wird?

Diese Geschichte betrifft nicht nur uns. Sie betrifft das Fundament, auf dem unsere Arbeitswelt stehen sollte.
Deshalb bitten wir – nicht um Mitleid, sondern um öffentliche Aufmerksamkeit.
Nicht um Skandalisierung, sondern um journalistische Aufarbeitung.
Nicht für Schlagzeilen, sondern für Gerechtigkeit.

Denn Mitbestimmung darf kein Kündigungsgrund sein. Sondern ein Recht, das geachtet – und geschützt – werden muss.

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