Immer mehr Frauen über 50 verlassen ihren Job – nicht, weil sie wollen, sondern weil sie es körperlich nicht mehr schaffen. Grund: Menopause-Symptome, über die am Arbeitsplatz kaum gesprochen wird.
Laut einer Studie der Society for Human Resource Management haben eine von zehn Frauen aufgrund der Wechseljahre den Beruf aufgegeben, jede fünfte überlegt, vorzeitig in Rente zu gehen. Forscher sprechen inzwischen von einer „Menopause-Strafe“, die ähnlich wirkt wie die „Mutterschaftsstrafe“: niedrigere Löhne, weniger Aufstiegschancen und oft ein Karriereende, kurz bevor die Rente in Sicht ist.
Tabu im Büro
„Man kann es nicht ignorieren, wenn die Hälfte der Bevölkerung durch die Menopause geht“, sagt Sarah Chavarria, Chefin der US-Versicherung Delta Dental. Bei ihrem Amtsantritt 2023 eröffnete sie eine Vorstandssitzung mit dem Satz: „Wir müssen über Menopause reden.“
Zunächst sei betretenes Schweigen geherrscht – fast alle im Raum waren ältere Männer. Doch dann, erzählt Chavarria, sei etwas passiert: „Sie begannen zu verstehen, was das bedeutet – auch für ihre Frauen und Töchter.“
Chavarria teilt offen ihre Erfahrungen mit ihren 5.000 Beschäftigten und fordert, Menopause müsse am Arbeitsplatz normalisiert werden – genauso wie Schwangerschaft oder Burn-out.
Wenn Symptome zur Kündigung führen
Für viele Frauen ist das Thema existenziell. Khris Rogers (52) aus Kalifornien verlor ihren Job als Büroleiterin, weil sie ihre Symptome nicht mehr kontrollieren konnte. „Ich konnte die 90 Minuten zur Arbeit nicht mehr fahren – meine Blutungen waren so stark, dass ich Pausen brauchte“, erzählt sie.
Hinzu kamen Schlaflosigkeit, Gelenkschmerzen und Reizbarkeit. Erst nach mehreren Fehldiagnosen fand sie online einen Arzt, der ihr eine Hormontherapie verschrieb. Heute führt sie ein kleines Unternehmen und sagt: „Ich hätte das schon Jahre früher tun sollen.“
Sprachlosigkeit im Berufsleben
Viele Frauen reden am Arbeitsplatz nicht über Menopause, aus Angst, für „weniger leistungsfähig“ gehalten zu werden. Selbst Anwältin Jennifer Gibbs (53) vermeidet das Wort: „Ich nenne es einfach Altern. Männer reden ja auch offen über ihre Herz-OP oder Schulterprobleme.“
Sie warnt davor, sich selbst durch Begriffe wie „Menobrain“ (Menopause-Gehirn) abzuwerten. „Das ist kein Intelligenzverlust – es ist einfach eine Lebensphase.“
Ökonomische Folgen
Die Ökonomin Petra Persson von der Stanford University nennt die Menopause eine wirtschaftliche Zäsur: Frauen, die unter starken Symptomen leiden, verdienen im Schnitt 10 Prozent weniger – und das ausgerechnet in den Jahren vor der Pension.
Doch: Frauen, die gut informiert sind, Zugang zu medizinischer Hilfe haben und deren Arbeitgeber unterstützende Maßnahmen anbieten, verlieren deutlich weniger Einkommen.
Erste Veränderungen
In den USA beginnen erste Unternehmen, das Thema ernst zu nehmen:
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Einige bieten Menopause-freundliche Arbeitsplätze mit kühleren Büroräumen, flexiblem Homeoffice oder bezahlten Menopause-Tagen.
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Andere übernehmen Kosten für Hormontherapie oder organisieren interne Gesundheitsgespräche.
Im Sommer 2025 wurde Rhode Island der erste US-Bundesstaat, der Firmen verpflichtet, auf Menopause-Symptome Rücksicht zu nehmen.
Offener reden, besser leben
Für Chavarria ist das Wichtigste, dass Frauen sich trauen, darüber zu sprechen – auch, wenn es unangenehm ist:
„Ich sage meinem Team, wenn ich wegen einer Migräne liegen muss. Das bedeutet nicht, dass ich unfähig bin – im Gegenteil: Es zeigt, dass ich menschlich bin.“
Sie ist überzeugt: Je mehr ältere Frauen offen über Menopause sprechen, desto leichter wird es für die Jüngeren, damit umzugehen – und ihren Job zu behalten.
Hallo Doro und andere, die das Thema Menopause vielleicht nicht so stark betrifft oder einschränkt. Ich habe meine ursprüngliche Tätigkeit (Bachelorniveau) aufgegeben, weil ich sie durch Schlafmangel, extremes Schwitzen, Schmerzen im ganzen Körper, Konzentrations- und Gedächtnisproblemen nicht mehr leisten konnte. Von Hormontherapie wurde mir durch eine Krebserkrankung abgeraten. Nährstoffe und Vitamine nimmt mein Körper nur unzureichend auf, so dass ich da fleißig substituieren muss. Zumindest komme ich jetzt wieder einigermaßen wach über den Tag. Ein Auf-die-Zähne-beißen reicht da nicht mehr aus. Man kann mit dem Willen einiges bewegen , aber nicht alles. Und es fühlt sich diskriminierend an, wenn jemand in seinen Aussagen impliziert, dass es an Durchhaltevermögen fehle. Ich arbeite jetzt in Teilzeit in einem fachfremden Arbeitsfeld. Das bedeutet, enorme finanzielle Einbußen hinzunehmen, aber auch eine Stärkung des Selbstbewusstseins gegenüber dem Eintritt in die Erwerbsminderungsrente. Ich denke, es hängt immer sehr an der Lebensgeschichte der Person und ihrem Umfeld, den alltäglichen Erfordernissen, die es ja auch noch gibt, und dem beruflichen Alltag. Da sollte man schon etwas Empathie für Personen aufbringen, die andere Wege gehen ( müssen).
Es ist ein wichtiges Thema. Wer bitte kann schon seine Frau stehen und volle Leistung bringen, wenn er oder sie nicht mehr schlafen kann. Habe ich jahrelang als gegeben hingenommen, da meine Frauenärztin, wie übrigens sehr viele Frauen, mir superviel Hormon-Krebsangst gemacht haben. Bis meine Hausärztin mir erzählte, dass sie auch Hormone nähme und sich seitdem besser fühlen würde. Ich kann die Angst vor Krebs vieler Frauen durchaus nachvollziehen, aber Angst zu schüren ist wenig sinnvoll, Aufklärung dagegen schon. Und wenn wir schon mal bei einem Frauenthema sind… kaum vorstellbar, dass irgendein Mann die Schmerzen einer Endiometriose ertragen könnte und damit leistungsstark arbeiten könnte…
Danke für den Artikel und ja: im privaten spreche sehr viel darüber, gerade auch mit Männern und jungen Frauen, damit sie verstehen, was die Hormon Umstellung mit uns macht (ich bin 54 und seit 4 Jahren nehme ich Hormone). Ich sage immer wie Pupertät nur andersrum 😉
Im Job ist es nach wie vor sehr problematisch, ich bin seit einem Jahr auf Jobsuche im Marketing, die Konkurrenz ist aktuell brutal. Wen würde ich aus Arbeitsgebet Sicht einstellen: eine 35-45 Jährige mit Erfahrung oder eine 50+ mit Wechseljahr Beschwerden und Erfahrung ?
Ganz ehrlich: neben den Herausfordernden als Frau im oberen Management, plus Alter (was ich schon gar nicht mehr nenne) wäre der Hinweis aus eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit aktuell der komplette Killer.
Finde ich das richtig & fair? Natürlich nicht. Ich unterstütze jede Frau in einem sicheren Job die sich für Diversity in allen (!) Themen einsetzt. Ich kann mir den „Luxus“ gerade nicht leisten. Und das ist echt ätzend.
Deshalb gut, wenn es mehr Top Down forciert wird.
PS: ergänzend dazu gibt es gerade eine tolle Diku auf ARTE zum Thema Zyklus & sportliche Leistungsfähigkeit. Selbst hier sprechen Sportlerinnen am liebsten nicht darüber, weil es im Konkurrenz Kampf ein „Nachteil“ ist, nicht die gleiche Leistungsfähigkeit zu haben.
Ein großartiger Artikel! Ich kämpfe in meiner Firma auch für Gehör, wenn es um dieses Thema geht. Es ist ein Ausnahmezustand des Körpers und die FK müssen sensibel damit umgehen Bitte beschäftigt euch damit PS: auch Männer kommen in die Wechseljahre. Wer sich mehr darüber informieren möchte, dem kann ich nur das Buch>Women on Fire< wärmstens empfehlen, eine Offenbarung!
Hallo,
danke für das Aufgreifen dieses Themas; zu dem Thema wird auch in Deutschland geforscht und publiziert – und hoffentlich auch gehandelt!
Hier die Infos der HWR Berlin/BARMER Krankenkasse:
https://www.hwr-berlin.de/aktuelles/neuigkeit/detail/menopausework-handlungsempfehlungen-fuer-unternehmen
https://blog.hwr-berlin.de/menosupport/ergebnisse/
https://www.barmer.de/firmenkunden/gesund-arbeiten/gesundheit-im-betrieb/gesundheitsangebote-vor-ort/menopause-at-work#anchor-1345656
Viele Grüße,
Annette
Endlich mal jemand, der das Thema anspricht, dass die Leistungsfähigkeit auch durchaus im Alter etwas nachlassen kann.
Nicht, desto trotz gleich die Erfahrung dieses völlig wieder aus. Also etwas weniger lange Arbeitszeiten mit der vollen Frauen Erfahrungspower. 💪🏼
Ich konnte dieserhalb und den Vorzeitigen Ruhestand gehen, weil ich schon in jungen Jahren mich über diverse Krankheitsausbrüche entsprechend geschützt hatte und mit 42 Jahren dann als Schulsekretärin gearbeitet habe, die ja bekanntlich nur stundenweise / also halbtags oder weniger benötigt werden. Nachdem der Schulleiter in den Ruhestand gegangen war, fingen die bei der Stadtverwaltung an mich zu mobben. Aber auf dem Gebiet war ich Fachfrau und ging mit 55 Jahren in den vorzeitigen Ruhestand. Da staunten die aber und meine Akte wurde gleich an den höheren Beamten weiter gegeben zur abschließenden Bearbeitung. So ist das dann, wenn man in jungen Jahren sich schon entsprechend wappnet und Bescheid weiß. Heute bin ich 74 Jahre alt und Bevollmächtigte meines Mannes, der schwer erkrankt ist. Durch Corona irreparable Schäden davon getragen hat und 2024 fast verstorben wäre. Aber er hat sich erholt und wir klagen gehen Biontec. Das liegt nun zur Entscheidung beim Karlsruher Gericht wegen Schmerzensgeld! Also eine Kämpferin, die Ihnen hier schreibt!
Danke fürs Teilen deiner Karriere Geschichte.
Thematisieren unbedingt, stigmatisieren und pauschalisieren bitte nicht.
Ich bin ebenfalls stark betroffen und finde es bedenklich, dass die Menopause überhaupt mit Frührente in Verbindung gebracht wird – es geht um die Lebensqualität der Frau als Ganzes (als Mitarbeiterin, Mutter, Ehefrau). Es hilft ja nicht, früher in Rente zu gehen und trotzdem Leidensdruck zu haben. Und es sollte nicht darum gehen, unser Solidarsystem für sich persönlich zum Maximum auszunutzen. Der Artikel zielt ganz deutlich auf den gesamtwirtschaftlichen und -gesellschaftlichen Schäden. Da stößt es mir als kontraproduktiv auf, wenn persönliche Erfahrungen gefeiert werden, die genau zu diesen Schäden führen. Arbeit soll erfüllend sein und Spaß machen. Ich freue mich mit Doro und hoffe, das es vielen Frauen so geht. Da können wir nur hin kommen, wenn Unternehmen über Menopause sprechen und ein unterstützendes Umfeld im Betrieb aufbauen. Und hoffentlich gibt es bald vorher-nachher Zahlen und Beispiele auch für Deutschland, wie positiv es sich auf die Bilanz auswirkt, dass kompetente, erfahrene Frauen nicht mehr als „wechseljahrskrank“ aus Unternehmen gedrängt werden!
Danke, Eva, ich empfinde das Handeln von Gerda als höchst unsozial. Warum wehren sich viele Menopausen-Geplagte gegen die Einnahme von Hormonen? Es sind doch genau diese, die dem Körper fehlen und die angebliche Steigerung von Krebserkrankungen wurde schon in Studien widerlegt. Also, Frauen – nutzt Eure Power, löchert Eure Frauenärzte/-innen, dass ihr Hilfe braucht und dann ran an und im Job. Wenn keien groben Fehler im Arbeiten vorliegen, kann auch nicht gekündigt werden, seid selbstbewusst! Männer machen doch auch Fehler wegen körperlicher Unpässlichkeiten, und denen wird nicht gleich gekündigt.
Toller Artikel ! Ich kann seit 3 Jahren nicht mehr arbeiten, weil es mir so schlecht geht. Hormontherapie kann ich nach zweifacher Krebserkrankung nicht durchführen. Erwerbsunfahigkeit abgelehnt trotz vieler Krankheiten. Dadurch in ein finanzielles Loch gefallen. Das Thema Menopause gehört offener thematisiert.
Das ist aus meiner Sicht alles nun gar nicht erstrebenswert. Die, die durchhalten und die Zähne zusammenbeißen, müssen für die anderen mitarbeiten und Sozialbeiträge zahlen. Die Leistungsfähigkeit nimmt dank Routine, Erfahrung und hoher Kompetenz vor dem regulären Rentenalter nicht ab. Anstatt Rückzug bin ich für Freude an der Arbeit, Lust, etwas zu erreichen und noch vollumfänglich mitzugestalten. Ich werde nächstes Jahr 60 und denke nicht an Teilzeit oder Rente. Manchmal ist das hart, aber ich bekomme und bewege auch viel: Spaß mit coolen Kolleginnen und Kollegen, Verantwortung für ein tolles Team, Erfolg, Geld, Anerkennung, aktuelles technologisches Wissen das Gefühl, nach wie vor einen fairen und nützlichen Beitrag in dieser Gesellschaft zu erbringen und ganz auf eigenen Beinen zu stehen.
Hi Doro, ich empfinde deine Rückmeldung als sehr ignorant und empathielos denjenigen gegenüber die das Problem haben. Schade, hilft nicht. Wer nicht kann ( je nachdem was und wo und wie stark die individuellen Probleme sind und wie die Anforderungen im Job sind, wird das Problem jede unterschiedlich stark treffen) der kann nicht!! Denk mal drüber nach und stell dir bitte vor du bist so stark betroffen , dass du deine Arbeit nicht mehr erledigen kannst. Wie kannst du in der Art über andere urteilen?
PS ich arbeite auch noch !
Super-Einstellung, so soll es sein. bin 65 und denke nicht ans Aufhören!