Jeffrey Epstein war ein verurteilter Sexualstraftäter – und dennoch verkehrte er bis zu seinem Tod 2019 weiterhin in den höchsten Kreisen der Macht. Neue, vom Epstein-Nachlass veröffentlichte Dokumente werfen erneut ein grelles Licht auf seine Verbindungen zu Politik, Wissenschaft und Wirtschaft.
Einfluss bis in den Kongress
Ein besonders aufsehenerregender Fall betrifft die US-Kongressabgeordnete Stacey Plaskett. Während einer Anhörung 2019 tauschte sie Nachrichten mit Epstein aus – dieser schlug ihr sogar konkrete Fragen vor, die sie anschließend tatsächlich stellte. Später schrieb er ihr: „Gute Arbeit.“
Plaskett verteidigte sich: Epstein sei damals ein Wähler in ihrem Bezirk gewesen, sie habe auch andere Leute kontaktiert. Sie distanziert sich ausdrücklich von seinem Verhalten: „Ich verabscheue Epsteins abscheuliches Verhalten.“
Doch die Episode verdeutlicht, wie tief der Einfluss des Milliardärs reichte – selbst nach seiner Verurteilung im Jahr 2008 wegen Anstiftung zur Prostitution Minderjähriger.
Ein Netzwerk voller Eliten
Über 20.000 Seiten an privaten Dokumenten zeigen, wie Epstein Kontakte zu Politikern, Wissenschaftlern und Unternehmern pflegte – oft lange nach seiner Verurteilung. Wie konnte er trotz allem seinen Platz im Jetset behalten?
Der Journalist Barry Levine, Autor des Buches The Spider, nennt Epstein einen „diabolischen Manipulator“, der sein Umfeld gezielt sammelte wie Trophäen – für Gefälligkeiten, Geld oder Erpressung. „Er verstand Macht – und wie man Zugang dazu bekommt.“
Einige – so Levine – könnten schlicht nichts gewusst haben. Andere hätten seine Kontakte, seinen Reichtum und sein Charisma wichtiger gefunden als seine Vergehen.
Verbindungen mit Nachgeschmack
In Großbritannien sorgt die enge Beziehung zwischen Epstein und dem ehemaligen Minister Lord Peter Mandelson für Aufsehen. E-Mails zeigen, dass sie bis mindestens 2016 in Kontakt standen – also Jahre nach Epsteins Verurteilung. Mandelson bestreitet jegliches Fehlverhalten.
Auch in den USA stehen prominente Namen unter Druck. Larry Summers, Ex-US-Finanzminister und Harvard-Präsident, suchte Epstein noch 2018 um Rat – unter anderem in Liebesfragen. Nachdem die Nachrichten öffentlich wurden, zog sich Summers aus dem öffentlichen Leben zurück.
Selbst Noam Chomsky, der berühmte Linguist, korrespondierte regelmäßig mit Epstein und lobte dessen Intellekt. Chomsky sagte später, er habe nichts von den Verbrechen gewusst und nie Geld von Epstein erhalten.
Wer sich abwandte
Nicht alle hielten Epstein die Treue. Donald Trump bezeichnete ihn einst als „großartigen Kerl“, brach aber Jahre vor dessen erster Verhaftung den Kontakt ab. Er behauptet, Epstein habe sich „unangemessen gegenüber Mitarbeiterinnen“ verhalten und sei daraufhin aus seinem Club geflogen.
Auch Howard Lutnick, heutiger US-Handelsminister, erzählt, wie er Epstein nach einem bizarren ersten Treffen sofort mied. „Ich war nie wieder mit diesem widerlichen Mann im selben Raum“, so Lutnick.
Fazit
Die Geschichte Epsteins ist eine Geschichte über Macht, Gier und moralisches Versagen. Sie zeigt, wie selbst ein verurteilter Straftäter in den feinsten Salons willkommen blieb – solange er einflussreich, nützlich oder unterhaltsam war. Seine Netzwerke leben weiter – in E-Mails, Fotos und Fragen, die viele seiner einstigen Freunde heute nicht mehr beantworten wollen.
Kommentar hinterlassen