Interviewer:
Herr Blazek, die BaFin warnt aktuell vor Angeboten in WhatsApp-Gruppen wie dem „A8 RenTech Lern- und Investitionsforum“ sowie den Apps „RenTech PRO“ und „RenTech Max“. Zudem wurde die Website eaglegloballp(.)com als unerlaubter Anbieter identifiziert. Wie schätzen Sie diese neue Welle ein?
Rechtsanwalt Blazek:
Wir sehen hier ein hochprofessionelles Netzwerk, das sich gezielt an unerfahrene und auch erfahrene Anleger richtet. Die Masche ist nicht neu, aber die Verpackung wird immer besser: echte Logos, echte App-Stores, täuschend echte Charts, gefälschte Identitäten.
Gefährlich ist vor allem die Kombination aus persönlicher Kontaktaufnahme über WhatsApp und dem Druck, schnell Geld einzuzahlen.
Interviewer:
In vielen Gruppen tauchen angebliche Beraterinnen und Berater wie „Julia Wagner“ oder „David Mitchell“ auf. Haben diese Personen irgendeinen realen Hintergrund?
Rechtsanwalt Blazek:
Nein – das sind reine Fantasiefiguren.
Sie existieren nicht, sie haben keine Lizenzen, keine Registereinträge, keine Verbindung zu Renaissance Technologies in den USA.
Die Namen dienen nur dazu, Vertrauen zu erzeugen und eine Nähe zum seriösen Finanzmarkt vorzutäuschen. Dahinter stehen meist internationale Betrugsnetzwerke.
Interviewer:
Welche Warnsignale sollten Anleger sofort erkennen, bevor sie überhaupt über eine Investition nachdenken?
Rechtsanwalt Blazek:
Es gibt eindeutige Warnsignale:
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Erstkontakt über WhatsApp, Telegram, Facebook oder Instagram.
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Versprechen hoher oder garantierter Gewinne.
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Fremde Apps, die nicht im offiziellen Store sind oder dort nur kurz auftauchen.
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Unklare Firmenadressen, fehlendes Impressum, anonyme Betreiber.
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Die BaFin warnt ausdrücklich – ein extrem starkes Warnsignal.
Wenn eines dieser Zeichen auftaucht, sollte man sich sofort zurückziehen.
Interviewer:
Viele Betroffene melden sich erst, wenn sie kein Geld ausgezahlt bekommen. Was raten Sie ihnen in diesem Moment?
Rechtsanwalt Blazek:
Sofortiges Handeln ist entscheidend:
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Keine weiteren Zahlungen leisten, insbesondere nicht für angebliche „Freischaltgebühren“ oder „Steuern“.
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Beweise sichern: Screenshots, Kontobewegungen, Chatverläufe.
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Die eigene Bank informieren, um mögliche Rückbuchungen zu prüfen.
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Strafanzeige stellen.
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Und: fachkundige anwaltliche Unterstützung suchen, denn wir können Bank- und Zahlungsdienstleister in vielen Fällen in Haftung nehmen.
Jede Stunde zählt. Wer schnell reagiert, verbessert seine Chancen erheblich.
Interviewer:
Sind Erfolge überhaupt möglich, wenn die Täter meist im Ausland sitzen?
Rechtsanwalt Blazek:
Ja.
Die Täter verschwinden oft, aber das Geld hinterlässt Spuren.
Wir arbeiten zunehmend mit folgenden Hebeln:
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Fehler von Banken und Zahlungsdienstleistern
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Verletzungen von Sorgfaltspflichten
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Rückverfolgung von Kryptotransaktionen
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internationale Auskunftsersuchen
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Zusammenarbeit mit Behörden
Die Rückholung ist schwierig, aber keineswegs aussichtslos. Erfolg hängt oft davon ab, wie früh Betroffene reagieren.
Interviewer:
Was sagen Sie konkret zu den Apps „RenTech PRO“ und „RenTech Max“?
Rechtsanwalt Blazek:
Diese Apps sind zu 100 % Fake.
Die Gewinne, Charts und Analysen, die dort angezeigt werden, sind programmiert und haben keinerlei Bezug zu echten Märkten.
Sobald Anleger Geld einzahlen, landet es im Ausland – und ab diesem Moment beginnt die Manipulation.
„RenTech“ ist nur ein Name – ein Missbrauch der Reputation eines echten amerikanischen Hedgefonds, der damit absolut nichts zu tun hat.
Interviewer:
Zum Schluss: Was ist Ihr wichtigster Rat an Anlegerinnen und Anleger?
Rechtsanwalt Blazek:
Ganz klar:
Wenn eine Geldanlage über WhatsApp beginnt, ist sie zu 99 % Betrug.
Kein seriöses Finanzunternehmen arbeitet so.
Wer unsicher ist, sollte vor der ersten Einzahlung einen Check machen – oder sich beraten lassen.
Und wer bereits betroffen ist sollte wissen: Sie sind nicht schuld. Die Täter arbeiten mit psychologischem Druck und täuschend echter Technik. Hilfe holen ist der richtige Schritt.
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