Walgreens Boots Alliance wird für bis zu 23,7 Milliarden Dollar von der Private-Equity-Firma Sycamore Partners übernommen, was das Ende einer fast 100-jährigen Geschichte als börsennotiertes Unternehmen markiert. Die Übernahme erfolgt zu einem Barpreis von 11,45 Dollar pro Aktie, was die gesamte Transaktion auf bis zu 23,7 Milliarden Dollar anhebt, wenn man Schulden und künftige Zahlungen berücksichtigt.
Warum die Übernahme?
Walgreens, das 1927 an die Börse ging, hat in den letzten Jahren erhebliche Probleme gehabt. Die Aktienkurse sind in den letzten fünf Jahren um fast 80 % gefallen, und das Unternehmen hat über 1.200 Filialen geschlossen. Die Krise wurde durch sinkende Erstattungsraten für verschreibungspflichtige Medikamente und den wachsenden Wettbewerb, insbesondere durch Amazon, verstärkt. Zum aktuellen Zeitpunkt hat Walgreens noch rund 8.500 Standorte in den USA, aber die Zahl der Schließungen wird voraussichtlich bis 2027 auf etwa 1.200 steigen. Dies stellt eine dramatische Verschärfung der Schließungsstrategie dar, die bereits 2024 eingeleitet wurde.
Der Turnaround-Plan unter Sycamore Partners
Sycamore Partners, bekannt für Übernahmen im Einzelhandels- und Konsumgütersektor, plant, Walgreens unter seinem Portfolio weiterzuführen, dabei aber auf private Kontrolle und langfristige Veränderungen zu setzen. CEO Tim Wentworth erklärte, dass eine Umstrukturierung und wertvolle Veränderungen besser in einem privaten Rahmen gemanagt werden könnten.
„Sycamore wird uns mit der Expertise eines Partners unterstützen, der eine starke Erfolgsbilanz bei der Umstrukturierung von Einzelhandelsunternehmen hat.“ — Tim Wentworth, CEO von Walgreens
Walgreens’ Schwierigkeiten und die Konkurrenz
Walgreens hatte sich im Vergleich zu Wettbewerbern wie CVS und Rite Aid zunehmend schwer getan. Im Gegensatz zu CVS, das 2018 Aetna übernahm und so die Gesundheits- und Apothekensegmente besser miteinander verbinden konnte, setzte Walgreens auf teure Akquisitionen wie VillageMD-Kliniken. Diese Investitionen in Immobilien, Technologie und Fachkräfte haben sich als hohe Kostenfalle herausgestellt, ohne das Unternehmen entscheidend zu stärken.
Die gesunkene Marktkapitalisierung von Walgreens, die vor einem Jahrzehnt noch 100 Milliarden Dollar betrug, verdeutlicht die Schwere der Krise. Hinzu kommt der Druck der großen Wettbewerber: Target und Dollar General konkurrieren erfolgreich mit den Drogerieketten in den Bereichen Haushaltswaren und Snacks.
Sycamore Partners‘ Strategie und Zukunft
Analysten wie Neil Saunders von GlobalData sehen in der Übernahme durch Sycamore eine Möglichkeit, langfristigen Wert für Investoren zu schaffen. Er prognostiziert jedoch, dass schmerzhafte Einschnitte in die Struktur von Walgreens unausweichlich sind, und dass der Weg für Wachstum angesichts der bestehenden Probleme im Gesundheits-, Apotheken- und Einzelhandelsbereich nicht einfach sein wird.
Es wird auch erwartet, dass Sycamore möglicherweise Boots, die britische Tochter von Walgreens, verkaufen könnte, um den Wert der Übernahme zu maximieren.
Fazit: Ein schwieriger Neuanfang für Walgreens
Die Übernahme durch Sycamore Partners stellt eine letzte Versuche dar, Walgreens aus der finanziellen Krise zu führen und ihm einen privaten Rahmen für tiefgreifende Veränderungen zu bieten. Ob diese Maßnahmen ausreichen, um das Unternehmen nachhaltig zu stabilisieren, wird die Zeit zeigen. Die Schließungen von Filialen und der Rückzug aus einigen Bereichen könnte Walgreens helfen, sich neu zu orientieren, doch die Zukunft bleibt ungewiss, insbesondere in einem zunehmend harten Wettbewerbsumfeld im Gesundheits- und Einzelhandelsmarkt.
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