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Wahlkampf 2025: Wenn KI mehr arbeitet als die Kandidaten

YoshisMom (CC0), Pixabay
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Während Politiker früher mühsam von Marktplatz zu Marktplatz tingelten, Plakate klebten und Bürgerfragen mit „Dazu habe ich keine Meinung, aber ich nehme es mal mit“ beantworteten, übernehmen das heute smarte Algorithmen. Willkommen im Zeitalter des KI-Wahlkampfs, wo virtuelle Assistenten für die perfekte Schlagzeile sorgen – oder wahlweise für den nächsten Skandal.

Modi spricht fließend 22 Sprachen – dank KI (und nicht wegen VHS-Kursen)

Indiens Premierminister Narendra Modi hat es vorgemacht: Statt sich mit anstrengenden Wahlkampftouren herumzuschlagen, ließ er einfach eine KI für sich sprechen. Und zwar in allen 22 Landessprachen. Perfekte Aussprache, perfektes Timing – da staunen selbst Synchronsprecher. Per WhatsApp wurden die Videos an Millionen Wähler verschickt, und plötzlich konnte Modi mit jedem einzelnen von ihnen Smalltalk in der Muttersprache halten. Wer braucht schon persönliche Begegnungen, wenn ein paar Zeilen Code das für einen erledigen?

KI-Anrufe in den USA: Robo-Ashley wählt dich – und du hörst besser zu

Während KI in Asien bereits Politikerkarrieren managt, ist sie in westlichen Demokratien noch in der Experimentierphase. In den USA wurde „Ashley“ erfunden – eine KI, die täglich tausende Wähler anrief, ihre Vorlieben analysierte und Gespräche gezielt steuerte. Und das in 20 Sprachen! Damit war sie dem durchschnittlichen amerikanischen Politiker, der sich mit einem „¡Hola!“ auf Spanisch schon für zweisprachig hält, weit überlegen.

Natürlich klang Ashley bewusst roboterhaft, damit sich niemand täuscht – denn nichts wäre peinlicher, als wenn eine KI am Ende charismatischer wäre als der eigentliche Kandidat.

Deutschland zieht nach – Wahlkampf aus dem Algorithmus

Auch in Deutschland haben Parteien inzwischen erkannt: Wahlkampf kostet Zeit, KI nicht. CDU-Chatbot „Conrad“ schreibt fleißig Pressemitteilungen und Social-Media-Posts, während SPD, Grüne und Linke KI-Tools für ihre Wahlkampftexte nutzen. Die FDP lässt ihre Plakate wohl direkt von Midjourney generieren, und die AfD plant „authentische“ KI-Videos – vermutlich mit exakt dem gleichen Gesichtsausdruck wie ihre echten Politiker.

Da die Bundestagswahl dieses Mal vorgezogen wurde, bleibt den Parteien weniger Zeit für traditionelle Kampagnen. Aber keine Sorge: KI macht aus wochenlanger Arbeit ein paar Sekunden Rechenzeit – wenn auch mit gelegentlichen Stilblüten. Vielleicht klingen die Botschaften dann manchmal wie eine Mischung aus ChatGPT und Politiker-Phrasendreschmaschine, aber wen stört das schon?

Die dunkle Seite: Wenn KI-Wahlkampf zum KI-Wahlbetrug wird

Doch nicht alles ist Zuckerwatte und digitale Effizienz. In den USA bekamen 25.000 Wähler einen täuschend echten Anruf von „Joe Biden“, der ihnen höchstpersönlich empfahl, nicht an den Vorwahlen teilzunehmen. In der Slowakei diskutierte ein Kandidat angeblich Wahlmanipulation – zumindest in einer KI-generierten Tonaufnahme. Und in der Türkei wurde ein Politiker mit gefälschten pornografischen Videos aus dem Rennen geworfen.

Deutschland bleibt davon natürlich nicht verschont. Ein Deepfake-Video von Olaf Scholz, in dem er angeblich ein AfD-Verbot forderte, geisterte monatelang durchs Netz, bevor ein Gericht es löschen ließ. Die größte Gefahr ist nicht das einzelne gefälschte Video – sondern die Tatsache, dass irgendwann keiner mehr weiß, was echt ist. Wobei man bei manchen Politikersätzen ja jetzt schon zweifelt, ob sie nicht aus einem schlechten KI-Textgenerator stammen.

Zum Glück gibt’s auch nützliche KI – für Wähler, nicht nur für Politiker

Aber es gibt auch gute Nachrichten: Während KI einerseits für Desinformation sorgt, kann sie andererseits helfen, sie zu bekämpfen. Die Plattform wahl.chat beantwortet Fragen zu Parteiprogrammen in verständlicher Sprache – eine echte Revolution, wenn man bedenkt, dass Wahlprogramme normalerweise aus 300 Seiten Bürokratensprech bestehen.

Noch besser: bundestagswahl.ai zeigt mit KI-generierten Bildern, wie Deutschland aussähe, wenn Parteien ihr Programm zu 100 Prozent umsetzen könnten. Wer schon immer mal sehen wollte, wie Berlin unter einer grünen Regierung zu einem autofreien Wald wird oder die AfD aus dem Ruhrgebiet eine riesige Fabrikhalle macht – hier ist die Gelegenheit.

Fazit: KI macht den Wahlkampf effizienter – aber auch absurder

Fest steht: Künstliche Intelligenz wird die Art, wie Wahlkämpfe geführt werden, radikal verändern. Politiker müssen nicht mehr selbst denken – das erledigt der Algorithmus. Aber Wähler auch nicht mehr – denn wer braucht noch stundenlange TV-Duelle, wenn ein KI-Chatbot in Sekunden die Wahlprogramme zusammenfasst?

Bleibt nur eine Frage: Wann tritt eigentlich die erste KI als Kanzlerkandidat an? Wenn man sich manche Reden anhört, könnte man meinen, das ist längst passiert.

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