Japans Wirtschaft hat sich entschlossen, eine Pause einzulegen. Nach sechs Quartalen Wachstum – also fast einem kleinen Wunder in einem Land, das seit den 90ern regelmäßig zwischen Reanimation und Tiefschlaf schwankt – ist das Bruttoinlandsprodukt nun wieder geschrumpft. Und zwar um annualisierte 1,8 Prozent. Ein Wert, der in Tokio offenbar schon fast als Erfolg durchgeht.
Die Suche nach dem Schuldigen – Spoiler: Es ist immer Amerika
Die japanische Regierung musste nicht lange überlegen, wer für das Ganze verantwortlich sein könnte. Die USA natürlich! Wer sonst?
Die neuen US-Zölle hätten die Exporte belastet, heißt es. Dass Japan seit Jahren auch ein eigenes Strukturproblem nach dem anderen mit sich herumschleppt – geschenkt. Hauptsache, man kann mit dem Finger nach Washington zeigen.
So lässt sich das Narrativ hübsch aufrechterhalten: „Wir wären ja wachstumsstark, wenn uns nicht ständig jemand bestrafen würde.“ Klingt gut, hilft aber leider der Wirtschaft nicht beim Aufstehen.
Analysten: Von Horrorszenarien zu halbwegs akzeptabler Ernüchterung
Analysten hatten schon Schlimmes befürchtet. Minus 2,5 Prozent, dachten viele. Die Tatsache, dass das BIP „nur“ um 1,8 Prozent fiel, wird nun fast wie ein kleiner Sieg gefeiert.
Ein bisschen wie jemand, der drei Reifenplatzer erwartet, aber nur zwei bekommt – immer noch miserabel, aber hey, schlimmer geht immer.
Bank of Japan – die ewige Zins-Zauderin
Die Bank of Japan steht nun wie gewohnt zwischen allen Stühlen.
Eigentlich wollte sie die Zinsen weiter erhöhen. Schließlich hat man ja so etwas wie „Normalität“ simulieren wollen – nach jahrzehntelangen Null- und Negativzinsen.
Aber ein schrumpfendes BIP und steigende Zinsen passen ungefähr so gut zusammen wie ein Sushi-Buffet und Leitungswasser aus den 90er Jahren.
Also wird die BoJ wohl wieder ihre Lieblingsstrategie anwenden:
Abwarten, Tee trinken, und so tun, als sei die Zukunft planbar.
Ein Land zwischen Hoffnung, Stillstand und statistischen Trostpflastern
Japans wirtschaftliche Realität ist seit Jahrzehnten ein Puzzle aus:
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schrumpfender Bevölkerung
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Überalterung
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Investitionsschwäche
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einer Exportabhängigkeit, die bei jedem US-Zoll sofort Migräne bekommt
Dass das BIP nun wieder sinkt, ist daher weniger ein Schock als vielmehr eine Routine.
Und doch tut die Politik überrascht – so, als hätte sie gerade erst erfahren, dass der Mount Fuji existiert.
Fazit: Die Lage ist ernst – aber niemand will es laut sagen
Japan zeigt erneut: Die Wirtschaft wächst zwar manchmal, aber nie so lange, dass man sich daran gewöhnen könnte. Und wenn sie schrumpft, dann so, dass Politiker erklären können: „Es hätte schlimmer kommen können.“
Einziger Trost:
Wenn Japan eines kann, dann Krisen mit stoischer Ruhe ertragen – und so tun, als sei alles nur eine temporäre Unannehmlichkeit.
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