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„Vorsorgevollmachten sind ein Muss“ – Ein Gespräch mit Rechtsanwalt Maurice Högel über finanzielle Absicherung

geralt (CC0), Pixabay
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Ein Unfall, eine schwere Krankheit oder das Alter – es gibt viele Situationen, in denen man plötzlich nicht mehr selbst über seine finanziellen Angelegenheiten entscheiden kann. Wie wichtig eine Vorsorgevollmacht in solchen Fällen ist, erklärt uns Rechtsanwalt Maurice Högel im Interview.

Herr Högel, warum ist eine Vorsorgevollmacht so wichtig?

Eine Vorsorgevollmacht gibt Ihnen die Möglichkeit, eine oder mehrere Personen Ihres Vertrauens zu bestimmen, die in Ihrem Namen handeln dürfen, falls Sie dazu nicht mehr in der Lage sind. Ohne eine solche Vollmacht müssten Angehörige oder Dritte erst über ein gerichtliches Verfahren eine Betreuung beantragen – das kostet Zeit, Geld und Nerven. Eine gut geregelte Vollmacht verhindert Unsicherheiten und stellt sicher, dass Ihre finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten nach Ihren Wünschen geregelt werden.

Welche Risiken bestehen, wenn keine Vorsorgevollmacht vorliegt?

Fehlt eine Vollmacht, können selbst enge Familienangehörige nicht automatisch für Sie entscheiden. Das betrifft nicht nur medizinische, sondern vor allem finanzielle Angelegenheiten. Ihr Ehepartner oder Ihre Kinder könnten dann nicht auf Ihre Konten zugreifen, keine Versicherungsfragen klären oder Immobilienangelegenheiten regeln. Gerade in Notfällen kann das zu erheblichen Problemen führen.

Wie sollte man bei der Erteilung einer Vollmacht vorgehen?

Der erste Schritt ist, sich gründlich zu überlegen, wer als Bevollmächtigter infrage kommt. Vertrauen ist hier das oberste Gebot. Danach sollte geklärt werden, welche Befugnisse die Vollmacht umfassen soll – beispielsweise Bankgeschäfte, Versicherungsangelegenheiten oder Immobilienverwaltung. Wichtig ist, dass die Vollmacht schriftlich verfasst und gut verständlich formuliert ist. In manchen Fällen, etwa bei Immobiliengeschäften, ist eine notarielle Beglaubigung erforderlich.

Kann man mehrere Personen bevollmächtigen?

Ja, das ist sogar oft sinnvoll. Beispielsweise kann eine Person für Bankgeschäfte bevollmächtigt werden, während eine andere sich um Versicherungs- oder Immobilienangelegenheiten kümmert. Man kann auch festlegen, dass bestimmte Entscheidungen nur gemeinschaftlich getroffen werden dürfen – das schafft zusätzliche Sicherheit.

Wie lange gilt eine Vorsorgevollmacht?

Grundsätzlich ist eine Vorsorgevollmacht unbefristet gültig, es sei denn, man setzt eine Frist oder knüpft sie an bestimmte Bedingungen. Viele Menschen entscheiden sich dafür, dass die Vollmacht auch über den eigenen Tod hinaus gültig bleibt, um den Erben die Verwaltung des Nachlasses zu erleichtern. Man kann eine Vollmacht aber jederzeit widerrufen, solange man geschäftsfähig ist.

Warum reicht das gesetzliche Notvertretungsrecht für Ehepartner nicht aus?

Seit 2023 gibt es in Deutschland ein gesetzliches Notvertretungsrecht für Ehepartner, das aber nur medizinische Entscheidungen betrifft – also zum Beispiel Einwilligungen zu Behandlungen oder Operationen. Für finanzielle und rechtliche Entscheidungen reicht dieses Recht jedoch nicht aus. Deshalb ist eine Vollmacht weiterhin unverzichtbar, wenn man sichergehen will, dass der Partner im Ernstfall handlungsfähig bleibt.

Was sollte man bei einer Bankvollmacht beachten?

Banken haben oft eigene Formulare für Vollmachten und akzeptieren nicht immer selbst verfasste Dokumente. Deshalb sollten Kontoinhaber frühzeitig klären, welche Anforderungen die jeweilige Bank stellt. Um Verzögerungen zu vermeiden, empfehle ich, Bankvollmachten direkt bei den jeweiligen Instituten zu hinterlegen.

Gibt es auch Vollmachten für Versicherungen?

Ja, bei Versicherungen können Vollmachten ebenfalls wichtig sein. Damit kann eine bevollmächtigte Person beispielsweise Leistungen aus Versicherungsverträgen einfordern oder Vertragsänderungen vornehmen. Auch hier sollte frühzeitig mit den jeweiligen Anbietern geklärt werden, welche Anforderungen bestehen.

Wo erhalten Verbraucher weitere Informationen zur Vorsorgevollmacht?

Es gibt verschiedene unabhängige Anlaufstellen, die über Vorsorgevollmachten informieren, darunter:

  • Die Verbraucherzentralen, die Beratung und Formulare anbieten.
  • Das Bundesministerium der Justiz (BMJ) mit ausführlichen Broschüren.
  • Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) für spezifische Finanzfragen.

Zudem empfehle ich, sich bei Banken und Versicherungen direkt über deren Anforderungen an Vollmachten zu informieren.

Was raten Sie Menschen, die eine Vorsorgevollmacht erstellen möchten?

Wichtig ist, frühzeitig zu handeln. Viele Menschen denken erst im hohen Alter darüber nach – dabei kann ein Unfall oder eine schwere Krankheit jeden treffen. Wer eine Vorsorgevollmacht erstellt, sollte sich beraten lassen und sicherstellen, dass das Dokument alle wichtigen Bereiche abdeckt. Zudem sollte die Vollmacht regelmäßig überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden.

Herr Högel, vielen Dank für das Gespräch!

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