Gesprächspartnerin: Rechtsanwältin Kerstin Bontschev, Expertin für Bank- und Kapitalmarktrecht
Frage: Frau Bontschev, warum warnen Sie aktuell so eindringlich vor vermeintlichen Festgeld-Vermittlern?
Bontschev: Betrüger:innen nutzen derzeit die gestiegenen Zinsen aus und geben sich als spezialisierte Vermittler:innen von Festgeldangeboten aus. Viele Verbraucher:innen suchen nach sicheren Anlagen, da Fest- und Tagesgeld als risikoarm gelten. Genau dieses Sicherheitsgefühl wollen Kriminelle ausnutzen – mit gefälschten Webseiten, Beratungsfirmen und täuschend echten Formularen.
Frage: Woran erkennen Verbraucher:innen, dass es sich um ein unseriöses Angebot handelt?
Bontschev: Oft sind die Konditionen auf den ersten Blick attraktiv, aber nicht völlig unrealistisch – zum Beispiel 4,25 % Zinsen für ein einjähriges Festgeld. Das wirkt glaubwürdig. Spätestens wenn die Überweisung auf ein Konto mit ausländischer IBAN erfolgen soll, muss man sehr misstrauisch werden. Auch ein schickes Impressum oder Auszeichnungen auf der Website sind kein Beweis für Seriosität. Wir haben Fälle, in denen sogar Bilder von angeblichen „Managern“ von Adobe Stock stammten.
Frage: Was passiert, wenn Verbraucher:innen auf ein solches Angebot eingehen?
Bontschev: Dann landet das Geld nicht bei einer echten Partnerbank, sondern auf einem Konto der Betrüger:innen. Zwar handelt es sich um ein reales Bankkonto, aber auf den Namen der Täter. Da Banken nicht prüfen müssen, ob der angegebene Name und die IBAN zusammenpassen, ist der Betrug schwer zu verhindern. Nach der Überweisung bricht der Kontakt fast immer ab – versprochene Zugangsdaten kommen nicht, angebliche technische Probleme werden vorgeschoben, Auszahlungen verschleppt.
Frage: Wie können sich Verbraucher:innen schützen?
Bontschev:
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Unbedingt die BaFin-Unternehmensliste prüfen, ob Anbieter eine Zulassung haben.
- www.investigate.jetzt
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Geschäftsadresse im Ausland? Dann besonders vorsichtig sein.
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Keine Überweisung an Firmen, deren Namen man noch nie gehört hat.
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Lieber auf bekannte Vergleichsportale und Institute setzen.
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Und: Bei Unsicherheit frühzeitig rechtlichen Rat einholen oder die Verbraucherzentrale kontaktieren.
Frage: Können Betroffene ihr Geld zurückholen?
Bontschev: Leider ist das schwierig, da das Geld oft ins Ausland verschwindet. Aber es lohnt sich, schnell zu handeln: Anzeige bei der Polizei, Kontakt mit der eigenen Bank und juristische Beratung. In manchen Fällen lassen sich weitere Schäden abwenden.
👉 Fazit von Rechtsanwältin Kerstin Bontschev:
„Lassen Sie sich nicht von glänzenden Websites und scheinbar attraktiven Zinsen täuschen. Seriöse Festgeldangebote erkennen Sie daran, dass sie über regulierte Banken laufen – alles andere ist hochriskant.“
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