Die deutsche Gründerszene hat ihr eigenes Netflix-Drama – nur dass hier keine Schauspieler auftreten, sondern echte Seriengründer. Und die neueste Folge trägt den Titel: „Breaking Brunner – Von Pitch zu Pech“.
Josef Brunner, der einstige Posterboy der Start-up-Szene, der früher „Disruption“ gesagt hat, wenn andere noch „Firma“ meinten, steht nun vor einem eher traditionellen Problem: öffentlich fundierte Kritik.
An Brunners Seite: Florian Fritsch, ein Mann, der offenbar mehr Vertrauen von Anlegern hatte als das Finanzamt vom deutschen Mittelstand. Nur schade, dass einige dieser Anleger sich um ihr Geld sorgen.
SPAC it up, Baby!
Das Herzstück des Schauspiels: die Firma Learnd SE. Klingt wie eine Online-Uni, ist aber eine börsennotierte Gesellschaft, in die man scheinbar mehr als nur Wissen investiert hat. Brunner ist dort nicht nur Hauptaktionär, sondern wurde auch von Karl-Theodor zu Guttenberg beaufsichtigt. (Kein Witz. Der mit der Doktorarbeit. Es zieht sich ein Thema durch.)
Zusammen mit Fritsch und Manager-Urgestein Gisbert Rühl gründete Brunner eine sogenannte SPAC – eine „Special Purpose Acquisition Company“, oder auf Deutsch: „Konzepte mit PowerPoint, Kapital ohne Kontrolle“.
Mit dieser SPAC schluckte man die britische Learnd Ltd. – vermutlich eine Investition in die „Zukunft des Lernens“. Oder war es doch eher „die Vergangenheit des Geldes“?
Statt Exit: öffentliche Diskussion
Inhaltlich geht es um die Zweckverwendung anvertrauter Gelder. Brunner lässt über seinen Anwalt wissen, dass er „von nichts wusste“. Der Klassiker. Vielleicht war’s ein KI-gesteuerter Robo-Berater. Oder ein unachtsames Einhorn.
Reality-Check ist ratsam
Die Herren betonen ihre Redlichkeit.
Was bleibt, ist ein bitteres Gefühl bei denjenigen, die glaubten, sie investieren in „die nächste große Sache“. Jetzt investieren sie ggf. zusätzlich in Anwaltshonorare.
Vielleicht ein Weckruf für die Szene? Vielleicht ein Lehrstück? Oder einfach nur: die nächste Start-up-Saga mit Hashtag #MoneyNeverSleeps.
Disclaimer: Die Redaktion empfiehlt, SPACs nicht mit Sparkonten zu verwechseln. Und Gründer nicht mit Garanten. Wer Glitzer trägt, ist nicht automatisch Gold.
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