Angesichts der eskalierenden Spannungen zwischen Israel und dem Iran hat die Voice of America (VOA) mehrere Dutzend zuvor beurlaubte Mitarbeiter kurzfristig zurückgeholt – darunter gezielt Farsi-sprechende Journalistinnen und Journalisten. Damit kehrt das öffentlich finanzierte Auslandsprogramm der US-Regierung zumindest teilweise zurück auf Sendung, nachdem es im März von der Trump-Administration stark heruntergefahren worden war.
Wie Steve Herman, Chefkorrespondent der VOA, am Freitag mitteilte, wurden speziell Mitarbeiter des Persischsprachigen Dienstes wieder in den Dienst berufen. Sie waren seit Wochen im „bezahlten Verwaltungsurlaub“. Die Entscheidung deutet darauf hin, dass die US-Regierung den Informationsfluss in Richtung Iran angesichts der jüngsten Angriffe Israels verstärken will.
VOA als Gegengewicht zu Desinformation
Laut VOA produzierte der Sender vor den Kürzungen täglich mehr als vier Stunden persischsprachige Inhalte. Ziel war es, laut Eigendarstellung, den Menschen im Iran sowie der weltweiten persischsprachigen Diaspora Zugang zu unabhängigen, zensurfreien Informationen zu bieten – insbesondere als Gegenpol zur staatlichen iranischen Medienlandschaft.
Auf dem YouTube-Kanal von VOA Farsi wurden seit Israels Angriff auf iranische Militärziele acht neue Videos veröffentlicht. Auch Mitarbeitende aus anderen Sprachdiensten wurden offenbar kurzfristig reaktiviert.
Heftige Kritik an Trumps Sparkurs
Der Schritt markiert eine überraschende Wende: Noch im April hatte Präsident Donald Trump hunderte Mitarbeiter der VOA entlassen lassen. Die Kürzungen sollten nach einem Berufungsgerichtsurteil weiter fortgesetzt werden. Verantwortlich für die Neuausrichtung wurde Kari Lake, eine loyale Trump-Anhängerin und medienpolitisch umstrittene Figur.
Brett Bruen, Präsident der Beratungsfirma Global Situation Room, kritisierte Lake scharf auf X (ehemals Twitter):
„Keine Plattform mehr zu haben, um mit dem iranischen Volk zu kommunizieren, war eine wirklich schlechte Idee, @KariLake.“
Lake selbst äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen.
VOA-Journalistin fordert umfassende Reaktivierung
Patsy Widakuswara, eine der beurlaubten Journalistinnen und Klägerin gegen die Trump-Regierung, sagte gegenüber CNN:
„VOA hat in zahllosen Krisenphasen bewiesen, wie wichtig unabhängige, glaubwürdige Nachrichten sind. Aber nach Monaten ohne Präsenz haben wir bereits viel an Reichweite und Glaubwürdigkeit eingebüßt. Sie sollten uns alle zurückholen, damit wir wieder auf aktuelle Ereignisse weltweit reagieren können.“
Hintergrund: Öffentlich-rechtliche Auslandsmedien unter Druck
Voice of America, gegründet 1942, gilt als ein zentrales Instrument der amerikanischen Auslandsöffentlichkeitsarbeit. Während der Trump-Präsidentschaft wurde der Sender jedoch immer wieder wegen angeblich fehlender „Loyalität“ gegenüber der Regierung unter Druck gesetzt. Kritiker werfen Trump und Lake vor, die redaktionelle Unabhängigkeit der VOA systematisch untergraben zu haben.
Die jetzige Reaktivierung von Personal könnte ein Zeichen sein, dass die Regierung – angesichts geopolitischer Dringlichkeit – zumindest temporär wieder auf die bewährte Reichweite der VOA setzt.
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