Interview mit Thomas Bremer über die Festnahme von Kay Rieck: „Das hat durchaus Signalwirkung“
Frage: Herr Bremer, was ist über die Festnahme von Kay Rieck bekannt?
Thomas Bremer: Nach aktuellen Informationen wurde Kay Rieck am 13. März 2025 von Beamten der Bundespolizei in einem ICE in Nürnberg festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hatte zuvor einen Haftbefehl beantragt. Er steht im Verdacht, als mutmaßlicher Bankrotteur über eine Aktiengesellschaft rund 30 Millionen Euro an Anlegergeldern eingesammelt zu haben – und das offenbar ohne Rückzahlungsabsicht.
Frage: Welche konkreten Vorwürfe stehen im Raum?
Bremer: Die Ermittler gehen davon aus, dass Rieck spätestens ab 2017 nicht mehr in der Lage war, die versprochenen Rückzahlungen an die Anleger zu leisten. Statt rechtzeitig Insolvenz anzumelden, soll er laut Polizei versucht haben, die Gesellschaft durch verschiedene Maßnahmen zu verschleiern. Dazu zählte unter anderem die Umbenennung der damaligen Deutsche Oel & Gas AG in Brutus AG, der Wechsel des Vorstands sowie die Sitzverlegung nach Berlin, wo die Gesellschaft schließlich nicht mehr erreichbar war. In der Summe deutet das auf eine mögliche Insolvenzverschleppung und Bankrott hin.
Frage: Rieck ist in der Branche kein Unbekannter. Was wissen Sie über seine bisherigen Aktivitäten?
Bremer: Rieck war bereits durch seine frühere Gesellschaft, Energy Capital Invest (ECI), auffällig. Über diese wurden bis 2013 verschiedene US-Öl- und Gasfonds platziert. Später folgte die Emission von Namensschuldverschreibungen, über mehrere GmbH & Co. KGs. Insgesamt sollen über 170 Millionen Euro Anlegerkapital eingesammelt worden sein. Ein Großteil davon floss in das Projekt „Kitchen Lights Units“ in Alaska – das jedoch nie die versprochenen Erträge brachte.
Frage: Wie wurden die Anleger entschädigt?
Bremer: Als Rückzahlungen ausblieben, bekamen die Investoren Aktien der DOGAG – der späteren Brutus AG – zugeteilt. Diese Aktien erwiesen sich jedoch als weitgehend wertlos. Viele Anleger standen plötzlich mit leeren Händen da.
Frage: Gab es zu diesen Vorgängen auch Reaktionen der Finanzaufsicht?
Bremer: Ja, die Rolle der BaFin wurde mehrfach kritisch hinterfragt. Gerade in Bezug auf die Schuldverschreibungen und das Anlagekonzept gab es Diskussionen, ob die Aufsicht nicht früher hätte eingreifen müssen. Später wurde sie dann tatsächlich aktiv – insbesondere im Zusammenhang mit Riecks weiterer Gesellschaft, der Helena Verwaltungsgesellschaft mbH, bei der es unter anderem um fehlende Prospektierungen und einen Verstoß gegen ein Vorlageersuchen ging.
Frage: Was bedeutet die jetzige Festnahme in diesem Kontext?
Bremer: Sie ist ein deutliches Signal. Es zeigt, dass die Ermittlungsbehörden bei möglichen Kapitalanlagebetrugsfällen zunehmend konsequent vorgehen – auch bei international agierenden Akteuren mit Wohnsitz im Ausland, wie hier in Dubai. Ob sich die Vorwürfe im gerichtlichen Hauptverfahren bestätigen, wird sich zeigen. Noch gilt die Unschuldsvermutung.
Frage: Gibt es bereits einen Verhandlungstermin?
Bremer: Stand jetzt ist der Beginn des Hauptverfahrens noch nicht terminiert. Es dürfte aber mit Interesse verfolgt werden, insbesondere von betroffenen Anlegern und aus der Branche insgesamt.
Frage: Herr Bremer, vielen Dank für das Gespräch.
Bremer: Sehr gern.
Es gilt die Unschuldsvermutung
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