Vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit den USA hat die Regierung Venezuelas eine neue Rekrutierungswelle für ihre paramilitärische Miliz gestartet. Nach Berichten des staatlichen Fernsehsenders Telesur meldeten sich landesweit in Kasernen und auf öffentlichen Plätzen zahlreiche Freiwillige für den Dienst.
Maduro ruft zur Geschlossenheit auf
„Wir rufen das ganze Volk dazu auf, die Reihen zu schließen und der Miliz beizutreten“, erklärte Präsident Nicolás Maduro in einer Ansprache. Er sprach von der Notwendigkeit, das Land gegen äußere Bedrohungen zu verteidigen und die nationale Einheit zu stärken.
Nach Angaben der Regierung umfasst die Miliz bereits 4,5 Millionen Mitglieder. Sie gilt offiziell als Ergänzung zu den regulären Streitkräften und soll im Ernstfall die Verteidigung des Landes unterstützen. Kritiker sehen in ihr jedoch vor allem ein politisches Instrument des Präsidenten, um seine Machtbasis abzusichern.
Hintergrund: Angespannte Beziehungen zu den USA
Die Rekrutierungsaktion erfolgt in einer Phase zunehmender Spannungen zwischen Caracas und Washington. Die USA werfen Maduro vor, autoritär zu regieren, und haben in den vergangenen Jahren umfangreiche Sanktionen gegen die venezolanische Führung verhängt. Zugleich unterstützen sie Teile der Opposition, die Maduros Legitimität infrage stellen.
Maduro wiederum wirft den Vereinigten Staaten vor, einen „Regimewechsel“ anzustreben und das ölreiche Land wirtschaftlich zu destabilisieren. In diesem Kontext präsentiert sich die Miliz als Symbol für nationale Souveränität und Widerstand gegen äußeren Druck.
Rolle der Miliz
Die Miliz wurde 2009 vom damaligen Präsidenten Hugo Chávez ins Leben gerufen. Ursprünglich als Bürgerwehr gedacht, die im Verteidigungsfall an der Seite der regulären Armee steht, hat sie sich inzwischen zu einer Massenorganisation entwickelt. Offiziell sollen ihre Mitglieder militärische Grundkenntnisse erlernen, um das Land im Krisenfall schützen zu können.
Menschenrechtsorganisationen kritisieren jedoch, dass die Miliz politisch instrumentalisiert werde und teilweise auch gegen Demonstranten im Inland eingesetzt worden sei. Zudem sei die tatsächliche Schlagkraft der Miliz schwer einzuschätzen, da viele Mitglieder nur unregelmäßig trainieren und kaum über moderne Ausrüstung verfügen.
Ungewisse Wirkung
Ob die erneute Rekrutierungskampagne die militärische Stärke Venezuelas tatsächlich erhöht, ist fraglich. Politisch aber dürfte die Maßnahme dazu dienen, Maduros Anhängerschaft zu mobilisieren und Loyalität gegenüber seiner Regierung zu demonstrieren – gerade in einer Phase, in der internationale Spannungen und innenpolitische Probleme weiter wachsen.
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