Leise fiel er, ein letztes Mal. Nicht aus einer Hosentasche auf den Asphalt, sondern würdevoll in einen weißen Sarg. Am Lincoln Memorial in Washington wurde der Penny verabschiedet – jene kleine Kupfermünze, die Generationen begleitet, überlebt und oft übersehen hatten. Gestern nahm Amerika Abschied von einem seiner bescheidensten, aber treuesten Begleiter.
Trauergäste in historischen Kostümen warfen Ein-Cent-Münzen in den Sarg. Ein Paar, verkleidet als Abraham und Mary Todd Lincoln, stand still dabei – als hätte die Geschichte selbst innegehalten. Dort, wo einst große Worte über Freiheit gesprochen wurden, herrschte nun Schweigen für etwas Kleines, das lange Zeit selbstverständlich war.
Der Penny war nie laut. Er prahlte nicht mit Glanz oder Wert. Er lag am Boden, klapperte in Gläsern, sammelte sich in Spardosen und gab Kindern das erste Gefühl von Besitz. Er war der Anfang – der erste Lohn, das erste Trinkgeld, die erste Münze, die man verlor und suchte. Er war das „fast nichts“, das doch immer da war.
Nach 232 Jahren endet nun sein Weg. Die United States Mint stellte die Herstellung ein, nüchtern begründet mit Zahlen: Die Produktion kostete mehr als der Penny wert war. In den vergangenen zehn Jahren stiegen die Kosten von 1,42 auf 3,69 Cent pro Münze. Die Mathematik siegte – wie so oft – über die Sentimentalität.
Doch was bleibt, lässt sich nicht in Cent berechnen. Der Penny trug ein Gesicht, das an Einheit erinnerte. Er überdauerte Kriege, Krisen und technische Revolutionen. Er passte sich an, verlor an Bedeutung, aber nie an Existenz. Bis jetzt.
Die Währungsbehörde verspricht, Sammlereditionen weiter zu prägen. Doch Sammlerstücke sind Erinnerungen hinter Glas – kein Ersatz für den alltäglichen Penny, der im Portemonnaie klang und uns daran erinnerte, dass auch das Kleinste zählt.
Leb wohl, Penny. Du warst wenig wert und doch unbezahlbar.
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