Die US-amerikanische Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) hat am Donnerstag 17 ehemalige Führungskräfte und Direktoren der Silicon Valley Bank (SVB) verklagt. Die Behörde fordert Milliardensummen zurück und wirft den Managern grobe Fahrlässigkeit und Pflichtverletzungen vor, die zum Zusammenbruch der Bank im März 2023 geführt haben – eine der größten Bankenpleiten in der US-Geschichte.
Vorwurf: Risikoreiches Management für kurzfristige Gewinne
Laut der in San Francisco eingereichten Klage hätten die ehemaligen Verantwortlichen elementare Grundsätze soliden Bankwesens ignoriert. Stattdessen hätten sie der Bank erlaubt, hohe Risiken einzugehen, um kurzfristige Gewinne und den Aktienkurs zu steigern.
Ein zentraler Kritikpunkt ist die starke Abhängigkeit der SVB von langfristigen Anleihen, darunter US-Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere, die nicht gegen Zinsänderungen abgesichert waren – ein riskantes Vorgehen, insbesondere in einer Zeit steigender Zinsen.
Zusätzlich kritisiert die FDIC eine „höchst unverantwortliche“ Dividendenausschüttung von 294 Millionen US-Dollar an die Muttergesellschaft im Dezember 2022 – nur drei Monate vor dem Bankenzusammenbruch. Diese Auszahlung habe die Bank in einer Phase finanzieller Instabilität und schwacher Führung weiter geschwächt.
„Eklatantes Missmanagement“ – Führungskräfte im Fokus
„Die SVB ist ein Paradebeispiel für eklatantes Missmanagement von Zins- und Liquiditätsrisiken durch das frühere Management“, heißt es in der Klageschrift.
Zu den Beklagten gehören unter anderem:
- Gregory Becker, ehemaliger CEO
- Daniel Beck, ehemaliger CFO
- Vier weitere Ex-Führungskräfte
- Elf ehemalige Direktoren
Ein Anwalt von Becker lehnte eine Stellungnahme ab. Die Verteidiger der ehemaligen Chief Risk Officerin Laura Izurieta nannten die Klage gegen sie „empörend“ – sie habe bis zu ihrem Rücktritt im April 2022 eine solide Risikostrategie verfolgt und sei lange vor dem Zusammenbruch der Bank nicht mehr im Amt gewesen.
Schock für die Finanzwelt und Dominoeffekt
Die Pleite der Silicon Valley Bank am 10. März 2023 sorgte weltweit für Unruhe an den Finanzmärkten. Besonders hart traf es zahlreiche Tech-Startups, die ihre Einlagen bei der Bank hatten. Da ein außergewöhnlich hoher Anteil der Einlagen nicht versichert war, führte der Kollaps zu massiven Unsicherheiten.
Die SVB-Pleite zog weitere Banken in den Abgrund:
- Signature Bank
- First Republic Bank
Dies weckte Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008, in der unter anderem Lehman Brothers und Washington Mutual untergingen.
Rettungsaktion und Übernahme
Nach dem Zusammenbruch wurde die Silicon Valley Bank unter Zwangsverwaltung der FDIC gestellt. Schließlich übernahm das US-Bankhaus First Citizens BancShares große Teile des Geschäfts – darunter Einlagen und Kredite in Höhe von zig Milliarden Dollar.
Zum Zeitpunkt der Pleite hatte die SVB Vermögenswerte von rund 209 Milliarden US-Dollar – eine der größten Bankpleiten der US-Geschichte. Noch größere Zusammenbrüche waren:
- Lehman Brothers (2008)
- Washington Mutual (2008)
- First Republic (2023)
Die Klage der FDIC könnte nun klären, wie viel Verantwortung die SVB-Führung für den dramatischen Absturz wirklich trägt – und ob die ehemaligen Manager zur Rechenschaft gezogen werden
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