Nach einem dreijährigen Rechtsstreit hat das US-Justizministerium erstmals umfassende Daten zu Todesfällen in Haftanstalten veröffentlicht. Zwischen dem 1. Oktober 2015 und Ende 2019 starben laut den nun freigegebenen Unterlagen über 21.000 Menschen in lokalen Gefängnissen und staatlichen Strafvollzugsanstalten in den USA.
Die Offenlegung erfolgte auf Druck von USA TODAY, das die Herausgabe der Daten unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz (Freedom of Information Act) bereits im Jahr 2021 beantragt hatte. Damals hatte das Ministerium erklärt, mehr als 236.000 Seiten relevanter Dokumente zu besitzen – verweigerte jedoch zunächst die Herausgabe. Erst durch eine Klage, unterstützt von der Kanzlei Loevy & Loevy, und ein Urteil der Bundesrichterin Beryl A. Howell im März 2023, wurden die Unterlagen schließlich freigegeben.
Was die Daten zeigen:
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Die Zahl der Todesfälle durch Überdosen verdoppelte sich im Untersuchungszeitraum – von etwa 220 auf fast 440 pro Jahr.
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Selbstmorde nahmen um 13 % zu, Tötungsdelikte sogar um 30 %.
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Die Mehrheit der Todesfälle wurde durch Krankheiten verursacht, darunter Krebs, Herzkrankheiten, Lungenentzündung und Sepsis. Ihr Anteil sank jedoch über die Jahre, während andere Todesursachen zunahmen.
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Besonders auffällig: In lokalen Gefängnissen war Suizid die Ursache für fast ein Drittel aller Todesfälle, während dieser Anteil in staatlichen Gefängnissen bei nur 7 % lag.
Ein zentrales Problem war zunächst, dass das Ministerium große Teile der Daten geschwärzt hatte – darunter in 22 % der Fälle den Bundesstaat und in 58 % den Namen der Haftanstalt. Erst nach einem weiteren gerichtlichen Vorstoß wurden die ungeschwärzten Daten freigegeben. Richterin Howell betonte, dass der Informationswert für die Öffentlichkeit das Persönlichkeitsrecht der Verstorbenen überwiege.
Ein wichtiger Präzedenzfall für Transparenz
Die Datenbank liefert nun erstmals einen umfassenden Überblick über Todesfälle in Haft – genau das, was der „Death in Custody Reporting Act“ (DCRA) von 2015 eigentlich vorschreibt. Die Regierung habe laut Richterin Howell mit ihrer Blockadehaltung entweder „schlampig“ oder „absichtlich verschleiernd“ agiert.
Die nun offengelegten Informationen ermöglichen es Journalist:innen, Forscher:innen und der Öffentlichkeit, Trends zu erkennen, Verantwortung einzufordern und möglicherweise durch Erkenntnisse zukünftige Todesfälle zu verhindern.
Die Daten zu Todesfällen in Bundesgefängnissen sollen im Mai veröffentlicht werden.
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