Genf, 23. November 2025 – Die USA sprechen von einem bedeutenden Fortschritt bei den jüngsten Friedensgesprächen mit der Ukraine, obwohl Ex-Präsident Donald Trump zuvor die ukrainische Regierung scharf kritisiert hatte.
US-Außenminister Marco Rubio bezeichnete die Gespräche mit ukrainischen Vertretern in Genf als „wahrscheinlich die produktivsten und bedeutungsvollsten bisher“. Ziel sei es, ein Abkommen zur Beendigung des Krieges mit Russland zu erreichen. Grundlage bildet ein 28-Punkte-Plan der US-Regierung unter Präsident Trump, der derzeit laufend angepasst werde.
„Das ist ein lebendiges Dokument, das sich täglich weiterentwickelt“, erklärte Rubio. Einige zentrale Punkte seien noch offen, jedoch nicht unüberwindbar. „Wir brauchen einfach mehr Zeit“, sagte er.
Umstrittener Friedensplan mit Zugeständnissen an Russland
Der US-Vorschlag erntete parteiübergreifend Kritik – vor allem wegen möglicher Zugeständnisse an Russland. Demnach soll die Ukraine unter anderem auf einen NATO-Beitritt verzichten, die Größe ihrer Streitkräfte begrenzen und Gebietsverluste hinnehmen, um den Krieg zu beenden – alles zentrale Forderungen des Kremls.
Ein Sprecher des US-Außenministeriums betonte jedoch, der Plan sei von den USA mit Input aus Kiew und Moskau entworfen worden. Das Weiße Haus erklärte, das Dokument sei inzwischen überarbeitet worden und reflektiere nun die nationalen Sicherheitsinteressen der Ukraine.
Die ukrainische Delegation betonte in einer gemeinsamen Erklärung mit dem Weißen Haus, dass ihre Hauptanliegen – etwa Sicherheitsgarantien, wirtschaftliche Entwicklung, Schutz der Infrastruktur und Souveränität – in den Gesprächen berücksichtigt worden seien.
Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich optimistisch: „Vieles verändert sich. Wir arbeiten sehr sorgfältig an den notwendigen Schritten zur Beendigung des Krieges“, sagte er in einer Videobotschaft. Sein Stabschef Andrij Jermak lobte die Gespräche als „sehr produktiv“ und dankte Trump für seinen Einsatz.
Trump: „Kein Dank“ aus der Ukraine
Noch wenige Stunden zuvor hatte Trump auf seiner Plattform Truth Social gegen die ukrainische Führung ausgeteilt: „Die Ukraine zeigt NULL Dankbarkeit für unsere Bemühungen, und Europa kauft weiterhin russisches Öl“, schrieb er.
Später erklärte Rubio, er habe nach den Gesprächen mit Trump gesprochen – dieser sei nun mit dem Fortschritt zufrieden. Auch in der gemeinsamen Erklärung mit Kiew wird den USA und Trump für ihre „unermüdlichen Bemühungen zur Beendigung des Krieges“ gedankt.
Der US-Präsident hat der Ukraine eine Frist bis Donnerstag gesetzt, um den Vorschlag anzunehmen. Trump betonte jedoch, es handele sich nicht um ein „endgültiges Angebot“. Rubio ergänzte, auch Russland habe bei dem Prozess ein Mitspracherecht: „Unser Ziel ist es, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden – aber wir brauchen noch etwas Zeit.“
Europa mit Gegenentwurf – Kritik an US-Plan
Im Vorfeld hatte ein Bericht von Reuters enthüllt, dass Großbritannien, Frankreich und Deutschland an einem Gegenvorschlag zum US-Plan arbeiten. Der europäische Entwurf entfernt Passagen, die Gebietsverluste für die Ukraine anerkennen, und lehnt eine Einschränkung des ukrainischen NATO-Beitrittsrechts ab.
Statt einer 100-Tage-Frist für Neuwahlen in der Ukraine sieht der europäische Entwurf Wahlen „so bald wie möglich“ nach Friedensschluss vor. Zudem wird gefordert, zunächst einen Waffenstillstand entlang der aktuellen Frontlinie zu erreichen.
Einige europäische Diplomaten zeigten sich besorgt, dass die USA sie außen vor lassen könnten. „Ein Abkommen darf keine Anerkennung der Besetzung beinhalten“, so ein EU-Vertreter.
Spannungen bleiben – neue Gespräche geplant
Der deutsche Kanzler Friedrich Merz äußerte sich skeptisch: „Ich bin nicht überzeugt, dass wir bis zur Frist zu einer Lösung kommen.“ Auch Polens Premier Donald Tusk verlangte Klarheit über die Urheberschaft des US-Plans: „Bevor wir weiterarbeiten, müssen wir wissen, wer diesen Plan entworfen hat.“
Unterdessen kündigte das Weiße Haus separate Gespräche mit einer russischen Delegation an – allerdings nicht in Genf. Präsident Putin hatte zuvor erklärt, der US-Plan könne „eine Grundlage für ein endgültiges Friedensabkommen“ sein.
Die diplomatische Woche geht weiter: EU-Ratspräsident António Costa hat ein Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs für Montag angesetzt. Zudem plant Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine Videokonferenz mit den 30 Staaten der „Koalition der Willigen“, die die Ukraine unterstützen
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