Obwohl die US-Wirtschaft derzeit so schnell wächst wie seit zwei Jahren nicht mehr, bleibt die Stimmung unter vielen Amerikanern düster. Laut aktuellen Zahlen stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2025 um 4,3 %, doch Umfragen zeigen: Das Vertrauen in die Wirtschaft sinkt.
Ökonomen sprechen von einer K-förmigen Erholung – einer Entwicklung, bei der die oberen Einkommensschichten profitieren, während ärmere Haushalte zurückbleiben. Der Konsum, ein zentraler Wachstumstreiber, wurde vor allem von wohlhabenderen Konsumenten getragen, die von steigenden Aktienkursen und Immobilienwerten profitieren. Viele Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen hingegen kürzen ihre Ausgaben oder geraten in Zahlungsschwierigkeiten.
Ein weiterer Grund für die Unzufriedenheit ist die anhaltend hohe Inflation. Zwar liegt die Teuerung mit 2,7 % etwas unter dem Jahresbeginn (3 %), doch weit über dem Vorkrisenniveau von 1,7 %. Einige Preise sanken – etwa für Eier (-13 %) und Milch (-1 %) – andere stiegen deutlich: Strom (+7 %), Erdgas (+9 %), Hackfleisch (+15 %), Autoreparaturen (+10 %) und Kaffee (+19 %).
Zwar steigen auch die Löhne, aber nicht genug, um mit den Lebenshaltungskosten Schritt zu halten – besonders bei unteren Einkommensgruppen, wo das Lohnwachstum nur 1,4 % beträgt.
Hinzu kommt die Sorge um den Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote liegt mit 4,6 % auf dem höchsten Stand seit vier Jahren. Erstmals seit 2019 übersteigt die Zahl der Jobsuchenden wieder die der offenen Stellen. Künstliche Intelligenz und unsichere Handelspolitik unter Präsident Trump verunsichern Unternehmen, viele stoppen Neueinstellungen oder streichen Personal.
Fazit: Ein wachsendes BIP allein reicht nicht aus, um wirtschaftliche Zufriedenheit zu erzeugen. Die Mehrheit der Amerikaner will höhere Reallöhne, stabile Jobs und mehr Planbarkeit – erst dann wird sich das „Wirtschaftswachstum“ auch im Alltag bemerkbar machen.
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