Diese Woche könnte für die amerikanische Wirtschaft zum Wendepunkt werden. Mit neuen Daten zur Konsumlaune, dem Wirtschaftswachstum und dem Immobilienmarkt stehen gleich mehrere Indikatoren an, die zeigen werden, wie sehr Donald Trumps Politik bereits ins wirtschaftliche Fundament der USA eingeschnitten hat.
Nachdem der ehemalige Präsident Trump den Handelskrieg mit der Europäischen Union wieder aufgeheizt hat – unter anderem mit der Androhung von 50 Prozent Strafzöllen auf EU-Waren und 25 Prozent auf Smartphones großer Marken wie Apple und Samsung – schaut die Finanzwelt gespannt auf die nächsten Tage. Zwar wurden die EU-Zölle am Sonntag verschoben, aber die Unsicherheit bleibt.
Zeitgleich bringt Trump eine massive Steuerreform durch den Kongress, die zwar für seine Anhänger glänzt, aber die ohnehin schon hohen Staatsdefizite deutlich vergrößern dürfte. Die Folge: Der Anleihemarkt reagiert nervös, die Zinsen steigen, und die Refinanzierungskosten für Staat, Unternehmen und Verbraucher klettern weiter.
Für die US-Wirtschaft ist das keine gute Ausgangslage. Die große Frage ist: Bleibt die Nachfrage nach Gütern, Dienstleistungen und Immobilien stabil – oder bricht sie unter dem Druck von Zinsen, Unsicherheit und Preissprüngen ein?
Diese Woche liefert neue Erkenntnisse. Am Dienstag veröffentlicht das Conference Board seinen Konsumklimaindex für Mai. Im April war dieser auf 86 Punkte gefallen – den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Laut Analysten könnte es im Mai eine leichte Erholung gegeben haben. Am Freitag folgt eine überarbeitete Umfrage der Universität Michigan, die bereits Anfang des Monats eine dramatische Eintrübung des Verbrauchervertrauens gezeigt hatte.
Auch „harte“ Wirtschaftsdaten stehen an. Am Donnerstag kommt die zweite Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt des ersten Quartals. Die erste Auswertung hatte einen Rückgang um 0,3 Prozent ergeben – der schlechteste Wert seit 2022. Grund: Viele Unternehmen hatten wegen der angekündigten Zölle noch schnell importiert, was das Handelsdefizit in die Höhe trieb.
Am Freitag folgen dann neue Daten zu den Konsumausgaben und den Einkommen der US-Haushalte im April sowie der bevorzugte Inflationsindikator der US-Notenbank. Im März hatten die Ausgaben um 0,7 Prozent zugelegt – vor allem, weil viele Amerikaner größere Anschaffungen vorgezogen hatten, etwa Autos, um den höheren Preisen zuvorzukommen.
Auch der Immobilienmarkt bleibt angespannt. Hohe Hypothekenzinsen, steigende Hauspreise und schwankende Märkte haben die traditionell starke Frühjahrssaison gedämpft. Am Dienstag erscheint der CoreLogic Case-Shiller-Index mit Zahlen zu den Hauspreisen im März – zuletzt waren diese im Jahresvergleich um 3,9 Prozent gestiegen. Am Donnerstag gibt die Maklervereinigung NAR Daten zu den „Pending Home Sales“ für April bekannt, die im März überraschend um 6,1 Prozent gestiegen waren.
Parallel dazu beobachtet die Finanzwelt die Zinsentwicklung genau. Die durchschnittliche Hypothekenrate für 30-jährige Kredite liegt aktuell bei 6,86 Prozent – der höchste Stand seit Februar. Hintergrund ist die steigende Skepsis der Anleihemärkte gegenüber Trumps Steuerplänen. Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen kletterte zuletzt über 4,61 Prozent, die für 30-jährige Anleihen sogar auf über 5,14 Prozent – der höchste Stand seit Oktober 2023.
Auch von der US-Notenbank (Fed) sind in dieser Woche wichtige Signale zu erwarten. Zwar deuten die bisherigen Äußerungen von Fed-Vertretern darauf hin, dass man vorerst keine Zinssenkung plant. Die Wirtschaftslage sei trotz aller Risiken noch zu robust, um akuten Handlungsdruck auszulösen. Dennoch könnten neue Daten die Tonlage beeinflussen.
Mehrere hochrangige Vertreter der Fed treten diese Woche öffentlich auf, unter anderem John Williams (New York Fed), Neel Kashkari (Minneapolis Fed), Mary Daly (San Francisco Fed) und Austan Goolsbee (Chicago Fed). Am Mittwoch werden außerdem die Sitzungsprotokolle der letzten Zinssitzung veröffentlicht – mit besonderem Augenmerk auf die Einschätzung der Inflation, des Arbeitsmarkts und der fiskalischen Unsicherheiten.
Am Ende dieser Woche dürfte klarer sein, ob Trumps Wirtschaftskurs das Fundament der US-Wirtschaft erschüttert – oder ob der amerikanische Konsummotor trotz aller Widrigkeiten weiterläuft. Doch schon jetzt zeigt sich: Die politische Rückkehr Trumps bringt nicht nur Schlagzeilen, sondern auch spürbare Marktreaktionen.
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