Ein US-Konkursrichter hat am Freitag einem milliardenschweren Vergleich im Fall Purdue Pharma zugestimmt. Der Pharmakonzern und seine Eigentümerfamilie Sackler müssen demnach 7,4 Milliarden Dollar (rund 6,9 Mrd. Euro) zahlen – eine der höchsten Summen, die je im Zusammenhang mit der Opioid-Krise in den USA vereinbart wurden.
Die Entscheidung beendet einen jahrelangen Rechtsstreit über die Verantwortung des OxyContin-Herstellers an der Opioid-Epidemie, die seit 1999 zu rund 900.000 Drogentoten in den USA geführt hat.
Hintergrund und Auswirkungen des Urteils
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Purdue Pharma hatte 2019 Insolvenz beantragt, um sich gegen Tausende Klagen von Bundesstaaten, Städten, Kommunen und indigenen Gemeinschaften zu schützen.
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In den Klagen wurde dem Unternehmen vorgeworfen, das Schmerzmittel OxyContin aggressiv vermarktet und die Suchtgefahren systematisch verschleiert zu haben.
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Die Familie Sackler, der Purdue gehörte, wurde beschuldigt, trotz Kenntnis über die Risiken weiter auf Wachstum gedrängt zu haben – und gleichzeitig Milliardenprofite aus dem Vertrieb von OxyContin gezogen zu haben.
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Purdue hatte sich 2020 bereits in einem separaten Strafverfahren des US-Justizministeriums schuldig bekannt.
Was sieht der Vergleich vor?
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Die Sacklers verlieren die Kontrolle über Purdue Pharma, das in eine gemeinnützige Organisation namens Knoa Pharma überführt wird. Ziel: Aufarbeitung und Prävention der Opioid-Krise.
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6,5 bis 7 Milliarden Dollar sollen die Sacklers persönlich beisteuern – ohne jedoch jegliches Fehlverhalten einzuräumen.
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Im Gegensatz zu einem früheren, vom Obersten Gerichtshof abgelehnten Deal gewährt der neue Vergleich keine rechtliche Immunität gegenüber künftigen zivilrechtlichen Klagen gegen die Sacklers.
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Rund 865 Millionen Dollar sind für individuelle Opfer vorgesehen – ein Punkt, der bei einigen Betroffenen auf Kritik stößt, weil sie die Entschädigung als zu gering empfinden.
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Der Großteil des Geldes soll an Bundesstaaten, Städte und Gemeinden fließen, um Behandlungs- und Präventionsprogramme zu finanzieren.
Reaktionen auf das Urteil
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99 % der Gläubiger hatten dem Vergleich im Oktober zugestimmt – darunter viele Bundesstaaten und Städte.
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Kaliforniens Generalstaatsanwalt Rob Bonta bezeichnete den Vergleich als „einen historischen Schritt zur Rechenschaft“ und betonte die Bedeutung der Gelder für die öffentliche Gesundheitsversorgung.
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Steve Miller, Vorsitzender des Purdue-Verwaltungsrats, sprach vom „Ende eines langen Kapitels“ und davon, dass die Vereinbarung „signifikante nicht-monetäre Vorteile“ bringe.
Fazit
Mit der Genehmigung des 7,4-Milliarden-Dollar-Vergleichs steht eine der größten juristischen Aufarbeitungen der amerikanischen Opioid-Krise vor dem Abschluss. Während viele US-Bundesstaaten auf Mittel für Prävention und Behandlung hoffen, bleibt der Deal auch umstritten – insbesondere, weil die Hauptverantwortlichen nicht strafrechtlich belangt wurden.
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