Widerstand zeigt sich in vielen Formen: Mal sind es Protestmärsche, mal sind es Gouverneure, die den Zugang zu geprüften Impfstoffen sichern. Und manchmal sind es TV-Sender, die einfach die Mikrofone laufen lassen.
So geschehen am Sonntag beim US Open: Als Präsident Donald Trump im Arthur-Ashe-Stadion eingeblendet wurde, brach ein deutlich hörbares Pfeifkonzert los. Und während der US-Tennisverband (USTA) die Sender gebeten hatte, „Störungen bei der Anwesenheit des Präsidenten nicht zu zeigen“, entschieden sich ABC und ESPN, den Ton nicht herauszufiltern.
Kein Platz für Zensur
Die Bitte der USTA wirkte peinlich und fehl am Platz – eher nach Nordkorea als nach New York. Dass ABC und ESPN nicht eingeknickt sind, war ein klares Signal: Wer als Präsident ein Tennisturnier besucht, muss mit der Reaktion der Zuschauer leben – Applaus oder eben Buhrufe. Schon im Jahr 2000 wurde Bill Clinton bei den US Open eingeblendet, auch das war völlig unproblematisch.
Statt über das Match zwischen Jannik Sinner und Carlos Alcaraz zu sprechen, drehte sich die Diskussion vorab um den Zensurversuch der USTA – ein Eigentor für den Verband.
Warum die Buhrufe zählen
Für viele Trump-Anhänger ist das Weltbild eine Filterblase: geformt durch Medien wie Fox News oder X (früher Twitter), die Fakten gern ausblenden und Trump in Dauer-Euphorie präsentieren.
Dort hört man selten, dass Trumps Politik reale Probleme verursacht:
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Preise bleiben hoch, auch wegen seiner Zölle, die Händler zu weiteren Aufschlägen zwingen.
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Arbeitsplätze gehen verloren: Im August gingen 12.000 Industrie-Jobs verloren – der Negativtrend setzt sich fort.
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Umfragen zeigen konstant: Mehr Menschen lehnen Trump und seine Politik ab, als sie befürworten.
Ein paar Sekunden Buhrufe im Fernsehen ändern daran nicht alles. Aber sie können Fragen aufwerfen – besonders bei Anhängern, die ohnehin unzufriedener werden, sei es wegen steigender Lebensmittelpreise oder wegen Trumps Weigerung, die Epstein-Akten offenzulegen.
Fazit
Ein Präsident, der ausgebuht wird, ist in einer Demokratie kein Skandal. Dass ABC und ESPN die Reaktionen nicht weggefiltert haben, war ein kleiner, aber wichtiger Akt der Normalität. Noch eine Grenze weniger einzureißen – das war es wert.
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