Die US-Medienaufsichtsbehörde FCC (Federal Communications Commission) hat sich in einem offiziellen Schreiben an die BBC gewandt. Hintergrund ist die umstrittene Bearbeitung einer Rede von Donald Trump in einer Folge des investigativen BBC-Formats Panorama.
FCC-Vorsitzender Brendan Carr schrieb an den scheidenden BBC-Generaldirektor Tim Davie sowie an leitende Verantwortliche von NPR und PBS – zwei US-amerikanische öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, deren Mitgliedssender teilweise Inhalte der BBC ausstrahlen.
Carr will klären, ob das von der BBC bearbeitete Video- oder Audiomaterial der Trump-Rede an US-Sender weitergegeben wurde, die unter Aufsicht der FCC stehen. Die BBC betonte jedoch erneut, dass sie weder über Senderechte in den USA verfüge noch das betreffende Panorama-Material in den Vereinigten Staaten verbreitet habe.
Streitpunkt: Zusammenschnitt einer Trump-Rede
Die betreffende Panorama-Folge – Trump: A Second Chance? – wurde im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl 2024 ausgestrahlt. Darin wurde Donald Trump mit den Worten zitiert:
„Wir werden zum Kapitol marschieren… und ich werde bei euch sein. Und wir kämpfen. Wir kämpfen wie die Hölle.“
Tatsächlich fielen diese Sätze im Original nicht in direktem Zusammenhang: Der Aufruf zum Marsch auf das Kapitol erfolgte mehr als 50 Minuten vor dem „Wir kämpfen“-Teil. Durch den Zusammenschnitt entstand laut Kritikern der Eindruck, Trump habe direkt zu Gewalt aufgerufen – insbesondere im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021.
Die BBC entschuldigte sich für die Bearbeitung und räumte ein, dass der Beitrag den „falschen Eindruck“ erweckt habe, Trump habe unmittelbar zu Gewalt aufgerufen. Eine finanzielle Entschädigung, wie von Trump gefordert, lehnt der Sender jedoch ab.
Juristische Drohungen aus den USA
Trump hat angekündigt, rechtlich gegen die BBC vorzugehen, und fordert laut Medienberichten zwischen 1 und 5 Milliarden US-Dollar Schadensersatz. Gegenüber Journalisten sagte Trump kürzlich: „Sie haben meine Worte geändert. Ich glaube, ich muss klagen.“
Carrs Schreiben an die BBC stellt in Frage, ob deren Verhalten gegen FCC-Regularien verstoßen haben könnte. Darin heißt es:
„Das BBC-Programm zeigt Präsident Trump bei einer Äußerung, die er in dieser Form nie getätigt hat. Das erfüllt den Tatbestand einer wesentlich falschen und schädigenden Aussage.“
Er verweist darauf, dass US-Sender gesetzlich verpflichtet seien, im öffentlichen Interesse zu handeln. Dazu zählten auch Verbote zur Verzerrung von Nachrichteninhalten oder zur Verbreitung von Täuschungen („broadcast hoax“).
BBC verweist auf fehlende Zuständigkeit
In einem Schreiben an Trumps Anwälte hatte die BBC zuvor erklärt, dass die Panorama-Folge nur in Großbritannien über die Plattform iPlayer abrufbar gewesen sei. Sie sei nie in den USA ausgestrahlt worden. Auch habe die Sendung Trumps politischer Karriere nicht geschadet, da er nach der Ausstrahlung erneut zum Präsidenten gewählt wurde.
Laut dem britischen Medienanwalt Mark Stephens könnte Trumps Klage daher scheitern. „Wenn das Programm nicht in den USA ausgestrahlt wurde, fehlt es an einer entscheidenden Voraussetzung – sowohl für Trumps Klage als auch für eine FCC-Ermittlung“, sagte er der BBC.
Die BBC lehnt eine weitere Stellungnahme ab und verweist auf ihre bisherigen Erklärungen. Die FCC, NPR und PBS wurden um eine Stellungnahme gebeten.
Hintergrund: BBC unter Druck
Die Bearbeitung der Trump-Rede war Teil eines internen BBC-Memos, das von dem externen Berater Michael Prescott verfasst und später an die Presse geleakt wurde. Darin wurden neben der Trump-Berichterstattung auch weitere Missstände angesprochen, etwa eine mutmaßlich einseitige Berichterstattung zu Nahost-Themen und Transgender-Fragen.
Infolge der Debatte traten sowohl BBC-Generaldirektor Tim Davie als auch Nachrichtenchefin Deborah Turness zurück. Der Fall beschäftigt seither auch das britische Parlament und hat eine Diskussion über politische Einflussnahme auf die BBC entfacht.
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