Von militärischen Invasionen bis zu verdeckten Operationen – die USA haben seit über 100 Jahren die politischen Entwicklungen in Lateinamerika maßgeblich beeinflusst.
Die USA greifen immer wieder aktiv in die inneren Angelegenheiten Lateinamerikas ein – sei es durch militärische Operationen, verdeckte CIA-Einsätze oder wirtschaftlichen Druck. Auch Donald Trump positionierte sich in seiner Amtszeit mit einer harten Linie gegenüber Venezuela. Seine Administration ließ zivile Schiffe, die angeblich Drogen aus Venezuela transportierten, angreifen und entsandte Kriegsschiffe, Kampfjets und Spezialeinheiten in die Region – ohne klare Strategie, aber mit politischer Symbolkraft.
Experten warnen: Sollte Trump tatsächlich militärisch in Venezuela eingreifen, drohe eine gefährliche Eskalation. „Das könnte sehr schnell unkontrollierbar werden“, so der frühere US-Diplomat Brett Bruen. Ein militärischer Schlag würde dem Regime von Nicolás Maduro eher helfen als schaden – und könnte Gegenangriffe auf US-Bürger in Lateinamerika provozieren.
Ein Blick zurück: Bedeutende US-Interventionen in Lateinamerika
🇬🇹 Guatemala 1954
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Ziel: Der demokratisch gewählte Präsident Jacobo Árbenz sollte wegen seiner Agrarreformen gestürzt werden – diese gefährdeten die Interessen der US-amerikanischen United Fruit Company.
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Was geschah: Die CIA organisierte den Putsch („Operation PBSUCCESS“). Árbenz trat zurück, ging ins Exil.
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Folgen: Militärdiktatur, jahrzehntelanger Bürgerkrieg, über 200.000 Tote oder Vermisste.
🇨🇺 Kuba – Schweinebucht-Invasion 1961
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Ziel: Sturz Fidel Castros und Etablierung eines pro-amerikanischen Regimes.
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Was geschah: Die von der CIA unterstützte Invasion scheiterte kläglich.
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Folgen: Castros Macht festigte sich, die Sowjetunion rückte näher – der Kalte Krieg erreichte mit der Kuba-Krise 1962 seinen Höhepunkt.
🇩🇴 Dominikanische Republik 1965
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Ziel: Verhinderung einer linken Machtübernahme während eines Bürgerkriegs.
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Was geschah: Erst Rettung von US-Bürgern, dann über 20.000 Soldaten im Einsatz.
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Folgen: Machtübernahme durch Joaquín Balaguer. Fortschritt bei Infrastruktur – aber auch Repression und politische Morde.
🇵🇦 Panama 1989 – Operation Just Cause
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Ziel: Sturz des früheren CIA-Verbündeten Manuel Noriega wegen Drogenhandels.
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Was geschah: Über 20.000 US-Soldaten besetzten das Land. Noriega flüchtete in die vatikanische Botschaft und wurde mit lauter Rockmusik zur Aufgabe gezwungen.
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Folgen: Umstrittene Missachtung der Souveränität Panamas, hohe zivile Opferzahlen.
🇭🇹 Haiti 1994
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Ziel: Rückführung des demokratisch gewählten Präsidenten Jean-Bertrand Aristide nach einem Militärputsch.
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Was geschah: USA führten eine internationale Truppe an, fast 25.000 Soldaten.
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Folgen: Aristide kehrte zurück – doch die politische Stabilität hielt nur wenige Jahre.
Weitere Eingriffe:
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🇨🇱 Chile (1973): Sturz von Salvador Allende, Unterstützung der Pinochet-Diktatur.
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🇳🇮 Nicaragua (1980er): Finanzierung der Contra-Rebellen gegen die Sandinisten – führte zum Iran-Contra-Skandal.
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🇸🇻 El Salvador (1980er): Massive US-Militärhilfe im Bürgerkrieg gegen linke Guerillas.
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🇬🇩 Grenada (1983): Invasion wegen vermeintlicher Bedrohung US-amerikanischer Medizinstudenten durch die pro-marxistische Regierung.
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🇻🇪 Venezuela (2019): Trump erkannte Oppositionsführer Juan Guaidó als Interimspräsidenten an und unterstützte ihn finanziell und diplomatisch.
Fazit:
Ein komplexes Erbe
US-Interventionen in Lateinamerika haben in vielen Fällen mehr Unheil als Fortschritt gebracht – darunter Diktaturen, Bürgerkriege und langanhaltende Instabilität. Donald Trumps aktuelle Drohungen gegenüber Venezuela müssen daher im historischen Kontext gesehen werden. Militärischer Aktionismus, so warnen Experten, könnte erneut Leid erzeugen – nicht nur für die Bevölkerung vor Ort, sondern auch für die USA selbst.
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