Die US-Börsen haben am Dienstag mit einem deutlichen Kurssprung auf die Entscheidung von Präsident Donald Trump reagiert, seine angedrohten Strafzölle von 50 % auf EU-Importe vorerst bis zum 9. Juli 2025 auszusetzen. Der Dow Jones kletterte um satte 741 Punkte (+1,78 %), der S&P 500 legte 2,05 % zu und die Tech-Börse Nasdaq gewann sogar 2,47 % hinzu – der größte Tagesgewinn seit zwei Wochen.
Die Märkte atmeten hörbar auf – und das zum wiederholten Mal.
Zölle, Drohungen, Rückzieher – das Trump-Muster
Die Taktik ist bekannt: Trump droht mit massiven Zöllen, sorgt für Unruhe an den Märkten, rudert dann zurück – und erhofft sich so Bewegung in den Handelsgesprächen. Auch diesmal schien das Kalkül aufzugehen. Nach seiner Ankündigung am Freitag, Strafzölle auf sämtliche EU-Importe zu erheben, lenkte Trump am Sonntag überraschend ein. Die Folge: ein Kursfeuerwerk an der Wall Street.
„Für die Märkte ist das ein weiteres Beispiel, wie Trump aggressive Ankündigungen zurückzieht, sobald die wirtschaftlichen Folgen spürbar werden“, erklärte Anthony Saglimbene von Ameriprise Financial im Gespräch mit CNN.
Positive Daten befeuern die Euphorie
Nicht nur Trumps Zoll-Pause sorgte für gute Stimmung. Auch neue US-Konjunkturdaten trugen zur Börsenrally bei: Das Verbrauchervertrauen stieg im Mai erstmals wieder nach fünf Monaten Rückgang. Auch der sogenannte „Angstindex“ VIX sank um über 13 %.
Gleichzeitig erholte sich der angeschlagene Anleihemarkt. Die Renditen der 10- und 30-jährigen US-Staatsanleihen fielen unter wichtige psychologische Marken (4,5 % bzw. 5 %). Diese Entspannung kam nicht zuletzt daher, dass Trumps „Big Beautiful Bill“ – ein umstrittenes Infrastrukturpaket – das Staatsdefizit um fast 4 Billionen Dollar erhöhen könnte, was zuletzt zu steigenden Zinsen geführt hatte.
Aber wie nachhaltig ist die Rally wirklich?
Trotz aller Euphorie bleiben Analysten vorsichtig. Der Handelskrieg mit der EU ist keineswegs beigelegt – die aktuelle Erholung könnte sich schnell wieder ins Gegenteil verkehren.
„Wir sehen diese Phase als die Ruhe vor dem Sturm“, warnte Citi-Chefökonom Nathan Sheets. Auch der bekannte Börsenstratege Ed Yardeni empfahl Anlegern, „sich wieder anzuschnallen“, da Trumps Zickzackkurs jederzeit erneut für Turbulenzen sorgen könne.
Fazit: Börse jubelt – aber das Vertrauen bleibt wacklig
Trump hat es erneut geschafft, mit einer einzigen Social-Media-Nachricht die Märkte zu erschüttern – und anschließend wieder zu beruhigen. Die Börsen feiern die Zoll-Pause, doch die Unsicherheit bleibt: Wird Trump erneut nachlegen? Oder sucht er vor den US-Wahlen 2025 doch noch den Ausweg aus dem Handelskonflikt mit der EU?
Ein Satz aus Ed Yardenis Analyse bringt es treffend auf den Punkt:
„Aktieninvestments fühlen sich derzeit an wie ein Ritt auf einem mechanischen Bullen in einer lauten Sportsbar.
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