Bei einem mutmaßlichen Auftragsmord in einem Vorort von Athen ist am 4. Juli der renommierte Wirtschaftswissenschaftler und Marketingprofessor Przemyslaw Jeziorski von der University of California, Berkeley, erschossen worden. Der 43-Jährige war nach Griechenland gereist, um seine Kinder zu besuchen und an einer Sorgerechtsverhandlung teilzunehmen.
Nach Angaben der griechischen Polizei wurde Jeziorski am helllichten Tag gegen 16:15 Uhr in der Wohngegend Agia Paraskevi, nahe dem Haus seiner Ex-Frau, mehrfach aus nächster Nähe mit einer 9mm-Pistole angeschossen. Die Kugeln trafen ihn in Hals und Brust – er starb noch am Tatort. Insgesamt wurden sieben Patronenhülsen sichergestellt.
Tat deutet auf professionellen Hintergrund hin
Die Ermittler gehen inzwischen von einem gezielten Tötungsdelikt aus. Ein maskierter Täter in schwarzer Kleidung habe den Professor zu Fuß angesprochen und unmittelbar das Feuer eröffnet, so eine Sprecherin der Polizei.
Ein hochrangiger Polizeibeamter, der anonym mit CNN sprach, bestätigte: „Die Tat trägt die Merkmale eines Auftragsmordes.“ Entsprechend werde nun auch in Richtung organisierter Kriminalität ermittelt. Gleichzeitig werde auch das familiäre Umfeld des Opfers überprüft – allerdings gebe es bislang keine konkreten Verdachtsmomente.
Augenzeugen beschrieben den Vorfall als „laute Explosion“. Eine Anwohnerin berichtete, sie habe sechs Schüsse gehört und den Täter anschließend fliehen sehen. Ein Schalldämpfer sei offensichtlich nicht verwendet worden.
Ein Leben für Forschung, Lehre – und seine Kinder
Jeziorski war ein anerkannter Professor an der Haas School of Business der UC Berkeley, wo er über 13 Jahre hinweg mehr als 1.500 Master- und Doktoranden in Datenanalyse, Marketing und Wirtschaft unterrichtete. In einer offiziellen Mitteilung der Universität heißt es, er sei ein „leidenschaftlicher Lehrer, brillanter Forscher und geliebter Kollege“ gewesen.
„Ich bin tief erschüttert über die tragische und plötzliche Ermordung von Professor Jeziorski“, erklärte Jenny Chatman, Dekanin der Business School. „Er war eine prägende Persönlichkeit für unsere Fakultät – und ein Mensch mit Herz.“
Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit – unter anderem mit Publikationen im American Economic Journal und dem RAND Journal of Economics – gründete Jeziorski das Start-up Keybee, eine Plattform zur Verwaltung von Kurzzeitvermietungen. Seine Forschungsprojekte führten ihn auch in Entwicklungsländer, wo er sich für finanzielle Inklusion und die Förderung kleinster Unternehmen einsetzte.
Kollege Prof. Zsolt Katona beschrieb ihn als „liebevollen Vater, hilfsbereiten Freund und echten Abenteurer mit einem wachen Geist – optimistisch, aber nie naiv.“
Familie trauert – Rückführung in Heimat Polen geplant
Der gebürtige Pole hinterlässt zwei junge Kinder. Seine Familie versucht derzeit, über eine Online-Spendenkampagne Mittel für die Überführung seines Leichnams nach Polen sowie für juristische Unterstützung in Griechenland zu sammeln.
„Unsere Familie ist am Boden zerstört. Wir setzen alles daran, dass Gerechtigkeit geschieht“, schrieb sein Bruder Łukasz Jeziorski auf der Spendenseite.
Die Ermittlungen laufen unter Hochdruck – doch der Täter ist weiterhin flüchtig. Die griechische Polizei hat eine Sonderkommission eingerichtet, um dem Mord an einem der einflussreichsten Wirtschaftsprofessoren seiner Generation nachzugehen.
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