Ex-Präsident Donald Trump hat in den letzten Wochen massive Kritik an den offiziellen US-Arbeitsmarktdaten geübt. Er bezeichnete den enttäuschenden Juli-Bericht als „manipuliert“ und entließ daraufhin die damalige Leiterin des Bureau of Labor Statistics (BLS), Erika McEntarfer. Doch die neuen Zahlen, veröffentlicht am Freitag, zeigen: Die Wirtschaft schwächelt tatsächlich – und die von Trump angeprangerten Revisionen waren deutlich geringer als in früheren Monaten.
Die neuesten Daten widerlegen damit den Vorwurf einer Verschwörung gegen seine Präsidentschaft.
Was ist das Bureau of Labor Statistics?
Das BLS, gegründet 1884, ist eine unabhängige Statistikbehörde im US-Arbeitsministerium. Es erhebt Daten zu zentralen wirtschaftlichen Themen wie Inflation, Löhne, Produktivität, Arbeitsunfällen und eben auch Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. Die Behörde beschäftigt über 2.000 Fachkräfte, darunter zahlreiche Ökonominnen und Datensammlerinnen.
Wie erhebt das BLS die Beschäftigungsdaten?
Die monatlichen Arbeitsmarktdaten stammen aus zwei getrennten Umfragen:
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Haushaltsbefragung: Mitarbeiter des BLS befragen stichprobenartig Bürger*innen persönlich oder telefonisch zu ihrer Arbeitssituation und demografischen Angaben. Daraus wird unter anderem die Arbeitslosenquote berechnet.
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CES-Befragung (Current Employment Statistics): Diese basiert auf Angaben von rund 122.000 Unternehmen und Regierungsstellen über Löhne, Arbeitsstunden und Beschäftigtenzahlen – meist über digitale Datentransfers oder Onlineformulare. Die Daten beziehen sich auf die Lohnperiode, die den 12. Tag eines Monats einschließt.
Die Teilnahme an der CES ist freiwillig – mit Ausnahmen in wenigen Bundesstaaten wie New Mexico, Oregon und South Carolina.
Was passiert mit den Daten?
Nach der Erhebung werden die Rohdaten auf Fehler geprüft, bereinigt und mit statistischen Verfahren saisonbereinigt – also von typischen Schwankungen wie Urlaubs- oder Feiertagseffekten bereinigt. So sollen kurzfristige Verzerrungen ausgeglichen werden.
Die Datenschutzstandards sind hoch: Kein einzelnes Unternehmen kann aus den Daten herausgelesen werden – auch nicht von der Behördenleitung.
Warum werden die Daten revidiert?
Die ersten Veröffentlichungen sind vorläufige Schätzungen. Unternehmen, die ihre Zahlen zu spät melden, werden in späteren Auswertungen berücksichtigt – was zu monatlichen Revisionen führt. Hinzu kommen Anpassungen bei den saisonalen Berechnungen.
Die Revisionen erfolgen:
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in den beiden Folgemonaten nach Erscheinen,
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vorläufig jährlich im August,
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endgültig jährlich im Februar.
Waren die jüngsten Revisionen wirklich auffällig?
Nein. Die Juli-Daten wiesen eine Revision um nur 33.000 Stellen auf – deutlich geringer als frühere Korrekturen. Zum Vergleich: In der Corona-Pandemie kam es 2020 zu einer historischen Revision um 679.000 Stellen. Auch außerhalb extremer Ereignisse gab es bereits größere Korrekturen, etwa im Januar 2009 mit über 143.000 Jobs.
Was ist dran an Trumps Vorwürfen?
Trump kritisierte insbesondere eine jährliche Revision aus dem August 2024, die zeigte, dass in den zwölf Monaten zuvor 818.000 Jobs weniger entstanden waren als ursprünglich gemeldet. Er bezeichnete dies als „Rekord“, doch bereits 2009 gab es eine noch größere Korrektur um 902.000 Jobs.
Er beklagte zudem, dass die Daten vor der Präsidentschaftswahl 2024 nach unten korrigiert wurden – um 112.000 Stellen. Auch das ist im historischen Vergleich nicht ungewöhnlich.
Beweise für eine gezielte Manipulation durch McEntarfer oder das BLS legte Trump nicht vor.
Warum ist das BLS so wichtig?
Die BLS-Daten gelten weltweit als Goldstandard in der Wirtschaftsanalyse. Sie beeinflussen u. a.:
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die Geldpolitik der US-Notenbank (Fed),
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Investitions- und Personalentscheidungen von Unternehmen,
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sowie die Bewertung wirtschaftlicher Lage durch Institute wie das National Bureau of Economic Research.
Fed-Chef Jerome Powell betonte zuletzt die Bedeutung verlässlicher Daten: „Gute Daten helfen nicht nur der Fed, sondern auch der Regierung und der Privatwirtschaft.“
Und jetzt?
Trump hat E.J. Antoni als neuen BLS-Chef nominiert, der aber noch nicht bestätigt wurde. Unterdessen äußerten sich Mitglieder der Regierung widersprüchlich: Einige beschuldigten McEntarfer, gegen Trump gearbeitet zu haben – ohne Beweise. Andere wie Wirtschaftsberater Kevin Hassett schoben die schwachen Zahlen auf Trumps eigene Einwanderungspolitik, was durch die BLS-Daten nicht gestützt wird.
Gibt es Alternativen zum BLS-Bericht?
Andere Quellen wie der ADP Payroll Report oder Studien von Personalvermittlern sind weniger umfassend, inkonsistenter und erfassen nicht die ganze Wirtschaft. Daher bleibt das BLS die zentrale Quelle für fundierte Arbeitsmarktdaten in den USA.
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