US-Präsident Donald Trump ist ein großer Fan des 25. Präsidenten der Vereinigten Staaten, William McKinley (1897–1901). Er hat Nordamerikas höchsten Berg wieder in „Mount McKinley“ umbenannt und lobt McKinley als „großen Präsidenten“, der Amerika durch Zölle reich gemacht habe.
Doch laut Wirtschaftshistorikern ist Trumps Geschichtsverständnis etwas – sagen wir – kreativ.
McKinley und die Zölle: Mehr Mythos als Wahrheit?
McKinley führte als Kongressabgeordneter 1890 eine drastische Zollerhöhung auf 50 % ein, um die heimische Industrie zu schützen. Trump preist ihn deshalb als „Tariff King“. Doch Experten wie Douglas Irwin von der Dartmouth University widersprechen:
🛠 Die wahre Ursache für den Wirtschaftsboom des 19. Jahrhunderts war nicht die Zollpolitik, sondern der technologische Fortschritt – etwa Elektrizität, Eisenbahnen und industrielle Massenproduktion.
🛂 Ein Faktor, den Trump gerne ignoriert: Die massive Einwanderung in die USA bot billige Arbeitskräfte und kurbelte das Wachstum an.
💰 Und die Steuern? Damals finanzierten Zölle über die Hälfte der Staatseinnahmen – aber nur, weil es noch keine Einkommenssteuer gab und der Staat kaum Sozialausgaben hatte.
Wer zahlte die Zölle? Nicht das Ausland!
Während Trump heute behauptet, ausländische Unternehmen würden die Zölle zahlen, war damals allen klar: Die amerikanischen Verbraucher zahlten höhere Preise für importierte Waren.
🗣 Damals sagten die Republikaner offen: „Ja, wir zahlen die Zölle, aber sie sichern unsere Arbeitsplätze.“
Heute klingt das bei Trump eher so: „China zahlt für unsere Zölle!“ – was nachweislich falsch ist.
McKinleys letzter Sinneswandel: Vom Protektionisten zum Freihändler
Ironischerweise hätte Trump vermutlich wenig Freude an McKinleys letzter großer Entscheidung:
📅 Am 5. September 1901 – einen Tag vor seinem Attentat – hielt McKinley eine Rede, in der er erklärte, dass die USA ihre Exporte ausweiten und neue Märkte erschließen sollten.
📢 Er wollte den Freihandel fördern, statt Zölle zu erhöhen.
Doch einen Tag später wurde er erschossen – und mit ihm sein Plan für eine weniger protektionistische Handelspolitik.
Fazit: Trumps Held – aber nicht sein Vorbild
McKinley war ein echter „Tariff King“ – aber nur bis zu seinem Sinneswandel kurz vor seinem Tod. Er erkannte, dass eine wachsende Wirtschaft mehr von internationalem Handel profitiert als von Zollmauern.
Wenn Trump also wirklich McKinley nacheifern will, müsste er seine eigene Zollpolitik überdenken – doch das wird wohl genauso wahrscheinlich sein wie eine Einladung zum Klimagipfel für einen Kohle-Lobbyisten.
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