Im transatlantischen Zollstreit spielt sich derzeit ein bemerkenswert einseitiges Theater ab: Donald Trump, selbsternannter „Meister des Deals“, fuchtelt mit der Zollkeule, während Brüssel artig auf Rückruf wartet – wie ein enttäuschter Kunde in der Warteschleife des Weißen Hauses.
Nach Angaben der EU-Kommission gibt es derzeit keinerlei Gespräche zwischen Handelskommissar Maros Sefcovic und den US-Verhandlungspartnern. Auch das Telefon bleibt stumm – politischer Funkstille deluxe. Offiziell heißt es: „Kein Gespräch geplant – könnte sich aber ändern.“ Mit anderen Worten: Washington hat gerade keine Lust.
Dabei war Sefcovic vergangene Woche noch pflichtbewusst nach Washington gejettet, um mit Handelsminister Howard Lutnick und US-Handelsbeauftragtem Jamieson Greer das Schlimmste zu verhindern. Nur um dann mit leeren Händen und einem neuen Trump-Zolldonner im Gepäck zurückzukehren.
Zölle, Drohungen – und Europa übt Geduld
Am 1. August sollen Trumps neueste Einfälle in Kraft treten: 30 Prozent Strafzoll auf EU-Waren. Eine wirtschaftspolitische Abrissbirne, die laut Brüssel Produkte im Wert von 370 Milliarden Euro treffen würde. Und Europa? Verzichtet nobel auf Vergeltung – zumindest vorerst.
Ja, eine Liste mit Gegenzöllen liegt bereits parat: Motorräder, Jeans, Stahl. Gesamtwert: rund 21 Milliarden Euro. Eine zweite Liste für 72 Milliarden ist in Arbeit. Aber selbst mit beiden Listen bleibt die EU deutlich unter der Gürtellinie, die Trump längst überschritten hat – Stichwort: 50 Prozent auf Stahl und Aluminium, 25 Prozent auf Autos.
Digitalkonzerne ins Visier? Vielleicht. Irgendwann.
Diplomaten raunen, dass man sich nun auch US-Dienstleister und Digitalkonzerne „ansehen“ wolle. Klingt nach: Vielleicht Facebook, irgendwann, ein bisschen. Währenddessen hat Trump längst das gemacht, was er am besten kann: Ein Chaos anzetteln und es dann zum Verhandlungsschachzug umetikettieren.
Seit April droht er mal Kanada, mal China, mal der EU. Je nach Laune. Er nennt es „strategisches Handeln“. Außenstehende nennen es: wirtschaftspolitischer Vandalismus mit Fox-News-Begleitmusik.
Fazit: Trump füttert das Feuer, Brüssel bringt Kamillentee
Trump spielt mit dem Welthandel wie ein Kind mit Streichhölzern – nur dass niemand den Wassereimer holen will. Und die EU? Wartet höflich, sortiert Listen und hofft, dass der Sturm sich legt. Doch gegen einen Mann, der Zölle nach Laune verteilt wie andere Twitterposts, reicht strategische Geduld eben nicht.
Es wird Zeit, dass Europa aufhört, gut erzogen zu schweigen – und endlich politisch erwachsen zurückschlägt.
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