Startseite Allgemeines Trump will die Steuerbehörde abschaffen – und mit Zöllen ersetzen. Genialer Plan oder ökonomischer Fiebertraum?
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Trump will die Steuerbehörde abschaffen – und mit Zöllen ersetzen. Genialer Plan oder ökonomischer Fiebertraum?

Maklay62 (CC0), Pixabay
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Steuern zahlen? Nervig. Die IRS (Internal Revenue Service) mögen? Unmöglich. Aber komplett abschaffen? Das klingt selbst für amerikanische Verhältnisse ziemlich ambitioniert – oder wie es Trump-Fans nennen würden: „The Art of the Tax Deal.“

US-Präsident Donald Trump hat nun einen neuen, bahnbrechenden Plan vorgestellt: Die IRS soll verschwinden, und stattdessen soll das Geld für die Staatskasse durch Importzölle hereinkommen. Das Prinzip ist denkbar einfach: Wenn genug ausländische Unternehmen abkassiert werden, müssen amerikanische Bürger keine Einkommenssteuer mehr zahlen. Klingt super? Nun ja – außer für jeden, der gerne bezahlbare Waren einkaufen möchte.

Der „External Revenue Service“ – Die Steuerbehörde für alle anderen

Wie Handelsminister Howard Lutnick stolz auf Fox News erklärte: „Donald Trump hat den External Revenue Service ins Leben gerufen. Sein Ziel ist es, die IRS abzuschaffen und die Außenseiter zahlen zu lassen.“ Mit „Außenseiter“ meint er natürlich alle Länder, die es wagen, Waren in die USA zu exportieren.

Aber kann das wirklich funktionieren? Die Mathematik dahinter ist… kreativ.

Die USA generieren jährlich etwa 3 Billionen Dollar durch Einkommensteuern. Gleichzeitig importiert das Land Waren im Wert von – Überraschung! – ebenfalls 3 Billionen Dollar. Also müsste Trump nur eine 100%-Zollgebühr auf ALLE importierten Produkte erheben, um das Steueraufkommen zu ersetzen.

„Kein Problem,“ könnte man meinen. „Wir verdoppeln einfach die Preise aller Importwaren!“ Blöd nur, dass Ökonomie so nicht funktioniert. Denn wenn die Preise explodieren, sinkt die Nachfrage. Und wenn die Nachfrage sinkt, dann… ja, dann fehlen auf einmal Einnahmen, um die fehlenden Steuermilliarden zu kompensieren.

Ein Zoll-Paradoxon à la Trump

Laut Ökonom Torsten Slok könnte es sogar notwendig sein, 200% Zölle auf ALLE Importe zu erheben, damit die USA genügend Einnahmen generieren. Das bedeutet:

  • Das neue iPhone? Statt 1.200 Dollar jetzt 3.600 Dollar.
  • Der Toyota Camry? Statt 30.000 Dollar jetzt 90.000 Dollar.
  • Eine Jeans aus Mexiko? Statt 50 Dollar jetzt 150 Dollar.

Klingt teuer? Keine Sorge – denn laut Trumps Logik gibt es eine simple Lösung: Einfach alles in Amerika produzieren! Problem gelöst, oder?

Dumm nur, dass, wenn die Unternehmen tatsächlich auf „Made in America“ umsteigen, plötzlich keine Importe mehr existieren, die besteuert werden könnten. Und ohne Importe gibt es keine Zollgebühren – und somit auch keine Einnahmen für den Staat. Ups.

Die neue Steuerbehörde ohne klaren Auftrag

Aber Trump wäre nicht Trump, wenn er sich von so kleinen Details ausbremsen ließe. Sein mysteriöser „External Revenue Service“ (ERS) – erstmals in einem Truth-Social-Post fünf Tage vor seiner Amtseinführung erwähnt – soll künftig die Zolleinnahmen verwalten. Und… sonst? Nun, so genau weiß das bisher keiner.

Das dazugehörige Dekret fordert lediglich die Ministerien für Finanzen, Handel und Heimatschutz auf, „zu prüfen, ob die ERS eingerichtet werden kann, um Zölle und andere Handelsabgaben zu erheben.“ Mit anderen Worten: Die neue Behörde existiert, aber hat noch keinen klaren Zweck. Ein klassisches Trump-Projekt.

Aber warte, da gibt’s noch ein Problem…

Selbst wenn das ganze Konzept nicht schon mathematisch absurd wäre, gibt es noch einen winzigen Haken: Trump will ja auch die Unternehmenssteuern senken. Schon heute zahlen Firmen nur etwa 6% der gesamten US-Steuern, während Einkommenssteuern 41% ausmachen.

Das heißt: Während Apple, Amazon und Co. weiterhin freundlich geschont werden, sollen die Amerikaner stattdessen beim Einkaufen die Differenz zahlen. Klingt fair? Nicht wirklich.

Und was macht die IRS? Nun, Koffer packen.

Währenddessen wird die Steuerbehörde IRS bereits still und leise abgebaut. Laut Insidern sollen 6.000 IRS-Mitarbeiter noch diese Woche entlassen werden – mitten in der Steuerzeit, versteht sich. Besonders betroffen: Prüfer und Compliance-Experten, also genau die Leute, die darauf achten, dass Konzerne nicht einfach „vergessen“, ihre Steuern zu zahlen.

Aber wer braucht schon Steuereinnahmen, wenn man einfach nur die Preise für alles Vervierfachen kann? Willkommen in Trumps neuem Amerika, wo alles teurer wird – aber zumindest gibt’s keine Steuererklärung mehr.

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