Startseite Allgemeines Trump und der „unfaire“ Handel: Hat er recht?
Allgemeines

Trump und der „unfaire“ Handel: Hat er recht?

geralt (CC0), Pixabay
Teilen

Donald Trump plant neue Einfuhrzölle – sogenannte „Reziprozitätszölle“ – auf Waren, die in die USA importiert werden. Die Idee dahinter: Andere Länder sollen die gleichen Abgaben zahlen, die sie selbst auf amerikanische Produkte erheben. Laut Trump wurde die USA im globalen Handel unfair behandelt – aber stimmt das wirklich?

Wie funktionieren Zölle überhaupt?

Laut den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) dürfen Länder Einfuhrzölle auf Waren erheben, um ihre Wirtschaft zu schützen oder bestimmte Industrien zu fördern. Diese Zölle müssen jedoch für alle Länder, die keine speziellen Freihandelsabkommen mit dem jeweiligen Staat haben, gleich sein. Das nennt sich das „Meistbegünstigungsprinzip“: Ein Staat darf beispielsweise nicht Weizen aus Russland mit 2 % verzollen, während ukrainischer Weizen mit 50 % belegt wird.

Wie hoch sind die aktuellen Zölle?

Die durchschnittlichen Einfuhrzölle variieren weltweit stark:

  • USA: 3,3 %
  • Großbritannien: 3,8 %
  • EU: 5 %
  • China: 7,5 %
  • Indien: 17 %
  • Südkorea: 13,4 %

Tatsächlich erhebt die USA im Durchschnitt geringere Zölle als viele ihrer Handelspartner. Das bedeutet, dass US-Produkte in vielen Ländern teurer werden, weil dort höhere Einfuhrzölle erhoben werden. In dieser Hinsicht hat Trump nicht ganz unrecht, wenn er sagt, dass amerikanische Exporte dadurch benachteiligt werden könnten.

Allerdings: Hohe Zölle schaden oft den eigenen Verbrauchern mehr als ausländischen Produzenten. Denn wenn etwa Indien amerikanische Autos mit hohen Zöllen belegt, verteuern sich diese für indische Kunden – nicht für US-Unternehmen.

Wären „Reziprozitätszölle“ erlaubt?

Trump schlägt vor, einfach die gleichen Zölle zu erheben, die andere Länder für US-Produkte ansetzen. Das würde jedoch gegen WTO-Regeln verstoßen. Beispiel:

  • Die EU erhebt 10 % Zölle auf Autoimporte (auch aus den USA).
  • Die USA erhebt aktuell nur 2,5 % auf EU-Autos.
  • Würden die USA nun 10 % auf EU-Autos erheben, aber nur 2,5 % auf japanische Autos, wäre das ein klarer WTO-Verstoß.

Die einzige Ausnahme wäre, wenn die USA nachweisen kann, dass ein Land selbst gegen WTO-Regeln verstößt. Dann könnten gezielte Strafzölle gerechtfertigt sein.

Könnte Trump Zölle auch senken?

Rein theoretisch müsste Trump nicht nur manche Zölle erhöhen, sondern auch senken, um eine echte „Reziprozität“ herzustellen. Beispiele:

  • Die USA erhebt 25 % Zölle auf importierte LKWs, während die EU nur 10 % auf US-LKWs erhebt. Eine echte Reziprozitätsstrategie würde bedeuten, dass die USA ihre eigenen LKW-Zölle senkt – was der US-Autoindustrie vermutlich nicht gefallen würde.
  • Auf Milchprodukte erhebt die USA teils über 10 % Zölle, während Neuseeland (ein großer Milchproduzent) 0 % erhebt. Würde Trump das Prinzip durchziehen, müsste er die Zölle auf neuseeländische Milchprodukte senken – was US-Farmern aus Bundesstaaten wie Wisconsin sicher nicht gefallen würde.

Fazit: Hat Trump mit „unfairen“ Handelspraktiken recht?

Ja und nein. Es stimmt, dass viele Länder höhere Zölle auf US-Produkte erheben als umgekehrt. Doch das bedeutet nicht automatisch, dass der US-Handel dadurch systematisch benachteiligt wird.

Ein Versuch, exakt gleiche Zölle für alle Länder einzuführen, wäre kaum umsetzbar – und würde in manchen Bereichen auch dazu führen, dass die USA ihre eigenen Zölle senken müsste. Zudem könnten „Reziprozitätszölle“ gegen WTO-Regeln verstoßen.

Und letztlich besteht die Gefahr, dass solche Zölle einen Handelskrieg auslösen, bei dem Länder als Gegenmaßnahme höhere Zölle auf US-Produkte verhängen – was letztlich den US-Verbrauchern und Unternehmen mehr schaden könnte als nützen.

Kommentar hinterlassen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kategorien

Ähnliche Beiträge
Allgemeines

Todesstrafe gegen Luigi Mangione: Anwälte werfen US-Justizministerin Bondi Interessenkonflikt vor

Die Anwälte des mutmaßlichen Mörders Luigi Mangione werfen US-Justizministerin Pam Bondi vor,...

Allgemeines

Junge Konservative bei „AmericaFest“ 2025: Zwischen Wut, Unsicherheit und wachsender Unzufriedenheit

Die jährliche Konferenz von Turning Point USA, „AmericaFest“, war einst ein energiegeladener...

Allgemeines

Bowen Yang verabschiedet sich tränenreich von „Saturday Night Live“ – mit Unterstützung von Cher und Ariana Grande

Nach fünf Staffeln und mehreren Emmy-Nominierungen hat sich Bowen Yang am Samstagabend...