Donald Trump hat es wieder getan. Gegen jede wirtschaftswissenschaftliche Erwartung und trotz massiver Kritik hat der US-Präsident mit seiner aggressiven Zollpolitik eine überraschende Wende geschafft: Neue Handelsabkommen werden an den Finanzmärkten bejubelt, obwohl sie teils höhere Zölle bringen als zuvor. Das politische Kalkül dahinter ist ebenso simpel wie effektiv – und hochriskant.
🎯 Psychologie statt Wirtschaftslehre
Trump erhöhte die Zölle gegenüber Ländern wie Japan, China, Kanada und der EU massiv – und konnte später mit „milderen“ Ergebnissen Deals präsentieren, die dennoch spürbare Belastungen mit sich bringen. Beispiel Japan: Angedroht waren 25 % Zoll – geworden sind es nun 15 %. Trotzdem feiern Börsen weltweit den Abschluss als Erfolg.
Zitat von US-Finanzminister Scott Bessent: „Trump hat immer einen Plan – nur ist der nicht immer sofort erkennbar.“
Die Strategie: Drohe mit dem Schlimmsten – und präsentiere jede Abmilderung als Triumph. Das schafft psychologische Entspannung an den Märkten, obwohl die Belastung objektiv steigt.
📈 Börsen jubeln – aber zu welchem Preis?
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Die Pause der sogenannten „Liberation Day“-Zölle am 9. April hatte einen massiven Stimmungsumschwung ausgelöst.
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Elektronik und Smartphones wurden am 12. April von den China-Zöllen ausgenommen.
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Ein Deal mit China senkte die Strafzölle von astronomischen 145 % auf 35 % – ebenfalls ein scheinbarer Sieg.
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Auch mit Großbritannien, Indonesien und den Philippinen wurden neue Vereinbarungen getroffen.
Diese Maßnahmen brachten die Märkte wieder auf Kurs. Der Verbraucherindex und das Konsumklima verbesserten sich, wenngleich auf niedrigem Niveau. Doch Analysten warnen: Das Spiel sei noch lange nicht vorbei – und es könne rasch kippen.
⚠️ Risiken: Inflation, Lagerbestände, Dollar-Verfall
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Die Inflation zieht langsam wieder an.
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Die US-Wirtschaft lebt momentan von Importgütern, die noch vor den Zollerhöhungen ins Land kamen.
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Der US-Dollar befindet sich im Sinkflug, was auf Sorgen über die zukünftige wirtschaftliche Stabilität hindeutet.
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Das Jobwachstum zeigt erste Schwächen.
Lynn Song, Chefökonomin bei ING für Greater China, warnt:
„Es ist noch zu früh, um die langfristigen Auswirkungen von Trumps Zollpolitik wirklich zu beurteilen – vor allem mit Blick auf die nächste große Zollrunde im August.“
🇺🇸 Trump vs. Welt: Ein riskantes Nullsummenspiel?
Trump nutzt Zölle nicht nur zur Abschreckung, sondern auch als gezieltes Druckmittel, um Zugang zu neuen Märkten zu erzwingen – etwa für US-Rindfleisch, Autos oder Reis. Gleichzeitig bekämpft er sogenannte „nichttarifäre Handelshemmnisse“, wie z. B. die Digitalsteuer in Kanada. Als Reaktion auf eine solche Steuer drohte er Ottawa mit einem neuen Zollpaket – und erreichte wenige Tage später die Rücknahme der Steuer.
📉 Der Blick nach Europa
Noch ungelöst bleibt der Handelskonflikt mit der EU. Sollte hier kein Abkommen zustande kommen, drohen neue Eskalationen – mit entsprechenden Folgen für die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen. Trump spielt auch hier auf Zeit und Macht.
🧾 Fazit
Trump inszeniert sich erfolgreich als harter, aber erfolgreicher Verhandler. Doch hinter dem scheinbaren Erfolg verbergen sich steigende Kosten für Unternehmen und Verbraucher, wachsende Inflationsrisiken und eine unsichere Zukunft. Sollte im August eine neue Eskalationsrunde folgen, könnte das Kartenhaus zusammenfallen.
Kernaussage: Kurzfristig wirkt Trumps Handelsstrategie – langfristig droht wirtschaftlicher und politischer Flurschaden.
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