Eine Woche nach der Einführung drastischer Importzölle, die die Finanzmärkte weltweit erschütterten, hat US-Präsident Donald Trump überraschend einen 90-tägigen Aufschub für die meisten dieser Zölle angekündigt. Die sogenannte „reziproke Zollpolitik“ wird vorerst pausiert – mit einer Ausnahme: China.
Die Zölle auf chinesische Waren wurden am Mittwoch von 104 % auf 125 % erhöht, was einem massiven Eingriff in den bilateralen Handel entspricht. Trump begründete diesen Schritt mit Chinas „respektlosem Verhalten gegenüber den Weltmärkten“ und nannte das Vorgehen Pekings gegenüber den USA „nicht länger akzeptabel“.
Welche Zölle bleiben bestehen?
- Die universelle Basiszollrate von 10 % bleibt in Kraft.
- Bestehende 25 %-Zölle auf Produkte aus Mexiko und Kanada bleiben unverändert.
- Auch branchenspezifische Zölle – etwa auf Stahl, Aluminium, Autos und Medikamente – sind von der Pause nicht betroffen.
Lediglich die neu eingeführten Zölle auf Waren aus über 70 Ländern werden für drei Monate ausgesetzt.
Warum der plötzliche Rückzieher?
Laut Trump und seinem Team haben sich in den Tagen nach der ursprünglichen Zollankündigung mehr als 75 Staaten mit Verhandlungswünschen an die USA gewandt. Hinzu kam der massive Kursverfall an den US-Börsen, der innerhalb weniger Tage Billionen Dollar an Marktwert vernichtete.
„Die Leute wurden nervös, sie waren ein bisschen aufgeregt“, kommentierte Trump selbst. Wirtschaftsexperten und Investoren hatten zunehmend vor einer drohenden Rezession gewarnt.
Reaktion der Märkte: Kurssprung nach Kehrtwende
Nach der Kehrtwende erlebten die US-Finanzmärkte eine starke Erholung:
- Der S&P 500 legte um 9,53 % zu – der größte Tagesgewinn seit 2008.
- Der Dow Jones stieg um fast 3.000 Punkte, ein Anstieg von 7,87 %.
Trump feierte den Aufschwung, obwohl dieser nur durch den vorherigen Absturz ausgelöst worden war. Seit dem 2. April hatte der S&P mehr als 5,8 Billionen Dollar an Marktwert verloren.
Was bedeutet das für den Handelskrieg mit China?
Trotz Entspannungssignalen an viele Handelspartner eskaliert der Konflikt mit China weiter:
- China erhöhte seine Gegenzölle auf US-Produkte auf 84 %.
- Die EU kündigte ebenfalls 25 %-Vergeltungszölle auf US-Exporte an.
Der US-Handelsbilanzüberschuss Chinas belief sich zuletzt auf rund 295 Milliarden Dollar, Tendenz steigend. Analysten gehen davon aus, dass Peking nicht nachgeben wird und bereits gezielt Maßnahmen vorbereitet, um wirtschaftlichen Schaden für sich selbst zu minimieren und den Druck auf die USA zu erhöhen.
Wie geht es weiter?
Die USA haben angekündigt, mit Ländern wie Japan, Südkorea und weiteren Verbündeten zunächst bilaterale Abkommen zu schließen. Danach könnte ein gemeinsamer Anlauf auf ein neues Handelsabkommen mit China folgen.
Finanzminister Scott Bessent äußerte sich optimistisch:
„Viele Länder haben große Handelsüberschüsse gegenüber den USA – sie wissen, dass die Ungleichgewichte nicht haltbar sind.“
Die USA hoffen, durch koordiniertes Vorgehen mit Partnern mehr Druck auf China ausüben zu können.
Fazit: Zolldiplomatie mit Risiken
Trump hat mit seiner drastischen Handelspolitik einerseits Verhandlungspartner mobilisiert, andererseits aber auch das Vertrauen der Märkte und vieler Beobachter erschüttert. Kritiker werfen ihm Unberechenbarkeit und eine gefährliche Politisierung der Wirtschaft vor. Ob die Strategie langfristig aufgeht, bleibt offen – derzeit dominiert Unsicherheit die globale Handelspolitik.
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