Die Air Force One hebt bald ohne ein prominentes Abo ab: Das Wall Street Journal darf beim Präsidentenflug nach Schottland nicht mit an Bord. Warum? Donald Trump ist verstimmt – und wenn Trump verstimmt ist, ist auch gleich das Flugprotokoll umgeschrieben.
Laut dem Weißen Haus wurde die renommierte Wirtschaftszeitung kurzerhand von der Gästeliste gestrichen. Begründung? Man habe sich „verleumderisch“ verhalten – was im Trump-Vokabular wohl gleichbedeutend ist mit: „Ihr habt was geschrieben, was mir nicht gefällt.“
Karoline Leavitt, Sprecherin mit eiserner Medienresistenz, verkündete stolz, dass das WSJ künftig nicht zu den „glorreichen 13“ der mitreisenden Medien gehören werde. Trump habe schließlich „genug von Fake News“ – zumindest solange sie nicht über seine Golfplatzarchitektur oder seine Haarstruktur berichten.
„Glückwunsch zum 50. – mit Brüsten“
Stein des Anstoßes war ein Artikel, in dem das WSJ behauptete, Trump habe Jeffrey Epstein zum Geburtstag gratuliert – schriftlich. Und künstlerisch. Angeblich soll der Brief eine Art „Frauenskizze mit Kurven“ enthalten haben, gezeichnet mit Filzstift, vermutlich inspiriert von einem schlecht geschnittenen Bademoden-Katalog.
Trump bestreitet die Autorenschaft vehement und reichte, ganz Trump-Style, eine Klage über 10 Milliarden Dollar ein. Zwei Mal. Insgesamt 20 Milliarden Dollar Genugtuung, also ungefähr ein Drittel des Bruttosozialprodukts von Norwegen – oder wahlweise der imaginäre Marktwert seines sozialen Netzwerks.
Epstein-Akten? Halb auf, halb zu.
Fun Fact am Rande: Im Wahlkampf hatte Trump groß angekündigt, „alle Epstein-Akten offenzulegen“. Jetzt sind es „einige“, „vielleicht“, „später“. Wie bei seinem Steuerbescheid: ein ewiges „Bald“.
Die White House Correspondents’ Association ist wenig amüsiert und nennt den Presse-Ausschluss „zutiefst beunruhigend“. Trump hingegen nennt es „ganz normale Gästelistenpflege“.
Nicht der erste Presseplatz auf der No-Fly-List
Schon früher hatten Medien Probleme, wenn sie nicht nach Trumps Pfeife tanzten: Die Nachrichtenagentur AP wurde kurzerhand aus dem Regierungsflieger verbannt, weil sie nicht mitspielte bei seiner Kampagne, den Golf von Mexiko in „Golf von Amerika“ umzubenennen. Die Namensvergabe wurde inzwischen vom US-Namensrechtssenat (den es nicht gibt) ignoriert.
Fazit: Wer Donald Trump in Artikeln nicht schmeichelt, fliegt nicht mit. Und wer schon mitfliegt, sollte besser „Golf von Amerika“ sagen und vorher keine Karikaturen mit Edding malen.
Was bleibt? Der Jet fliegt. Die Schlagzeilen auch. Und irgendwo wartet Rupert Murdoch auf eine Rechnung über 20 Milliarden Dollar – handgeschrieben, mit Filzstift.
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