In einem aufsehenerregenden Interview mit NBCs Meet the Press hat US-Präsident Donald Trump bekräftigt, dass er weiterhin ein Interesse daran habe, Kanada zum 51. Bundesstaat der USA zu machen – den Einsatz militärischer Gewalt dafür halte er jedoch für „höchst unwahrscheinlich“.
„Ich denke nicht, dass wir je an diesen Punkt kommen werden“, sagte Trump am Sonntag. „Mit Grönland – da könnte etwas passieren. Ich sage es ganz offen: Wir brauchen das aus Sicherheitsgründen. Aber bei Kanada? Das sehe ich einfach nicht.“
Trotzdem ließ Trump durchblicken, dass er die Idee einer „freiwilligen“ Annexion nicht aufgegeben hat. „Wenn man sich die Karte anschaut – ich bin schließlich Immobilienmann – diese gerade Linie da oben, die wirkt fast künstlich. Ohne die wäre das ein wunderschönes Land. Es wäre großartig“, schwärmte er.
Handelsstreit als politisches Druckmittel
Trumps Äußerungen kommen inmitten angespannter Handelsbeziehungen zwischen den USA und Kanada. Bereits im vergangenen Jahr hatte Trump Kanada mit Strafzöllen überzogen – offiziell wegen des Drogenhandels. Inoffiziell hatte er den damaligen Premierminister Justin Trudeau bei einem Abendessen in Florida mit der Idee provoziert, Kanada solle doch gleich der USA beitreten. Auf Social Media nannte er Trudeau spöttisch den „Gouverneur des großartigen Bundesstaates Kanada“.
Die Maßnahmen führten zu Boykottaufrufen gegen US-Produkte und steigerten letztlich den Rückhalt für den neuen Premierminister Mark Carney, der bei der Wahl am 28. April siegte. In seiner Antrittsrede konterte Carney scharf: „Amerika will unser Land, unsere Ressourcen, unser Wasser – aber das wird niemals geschehen.“
Treffen in Washington geplant
Trotz der Spannungen kündigte Trump an, dass er Carney am 6. Mai im Weißen Haus empfangen werde. „Er hat mich angerufen, war sehr nett, und ich habe ihm gratuliert“, sagte Trump. Dass Carneys Partei keine absolute Mehrheit errungen habe, sei ein Nachteil für ihn, merkte er an.
Dass Trump dabei das Thema Annexion erneut auf den Tisch bringen will, machte er unmissverständlich klar. Die USA bräuchten Kanada wirtschaftlich nicht, so Trump, und verwies auf die Handelsbilanz: „Wir machen sehr wenig Geschäft mit Kanada. Sie machen fast ihr gesamtes Geschäft mit uns. Sie brauchen uns. Wir brauchen sie nicht.“
Die offiziellen Handelszahlen zeichnen ein anderes Bild: Kanada war 2024 der zweitgrößte Handelspartner der USA mit fast 762 Milliarden Dollar beidseitigem Warenaustausch.
Fazit: Rhetorik oder reale Strategie?
Ob Trump mit der Idee eines 51. Bundesstaats Kanada ernst macht oder nur ein innenpolitisches Ablenkungsmanöver betreibt, bleibt offen. Fest steht: Die Vorstellung eines „Großamerika“ ohne kanadische Grenzlinie bleibt Teil seiner außenpolitischen Fantasien – zur Besorgnis vieler Kanadier und zum Kopfschütteln internationaler Beobachter.
Wäre Kanadas Annexion aus Trumps Sicht „schön“ – für den Rest der Welt wäre sie wohl eher ein diplomatischer Albtraum.
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