Noch vor wenigen Wochen schien es, als hätten sich die USA und China in ihrer jahrelangen Handelsauseinandersetzung angenähert. Beide Seiten hatten sich darauf verständigt, Strafzölle deutlich zurückzufahren – ein Hoffnungsschimmer für die globalen Lieferketten, für die Wirtschaft und für das politisch angespannte Verhältnis der Supermächte. Doch nun hat die Trump-Regierung innerhalb weniger Stunden zwei folgenschwere Maßnahmen beschlossen, die die fragile Annäherung abrupt beenden könnten.
1. US-Unternehmen dürfen keine Chip-Software mehr nach China liefern
Laut einem Bericht der Financial Times hat Präsident Trump neue Exportbeschränkungen erlassen, die es amerikanischen Firmen faktisch untersagen, Software zur Entwicklung von Mikrochips an chinesische Unternehmen zu verkaufen. Diese Technologie ist entscheidend für die Herstellung von Halbleitern – also genau der Produkte, auf die China in Zukunft möglichst unabhängig von westlichen Märkten setzen will.
China hatte in den letzten Jahren Milliardenbeträge in den Aufbau einer eigenen Halbleiterindustrie gesteckt. Der erneute Technologiebann trifft das Land hart – wirtschaftlich und strategisch. Die Reaktion aus Peking ließ nicht lange auf sich warten: Die US-Regierung überdehne „den Begriff der nationalen Sicherheit“ und betreibe „gezielte Unterdrückung chinesischer Unternehmen“, so ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington.
2. USA kündigen massive Einschränkungen für chinesische Studierende an
Noch weit persönlicher als der Technologiekonflikt trifft die zweite Entscheidung viele chinesische Familien: Außenminister Marco Rubio kündigte an, dass die USA künftig aggressiv Visa für chinesische Studierende widerrufen werden – insbesondere in sensiblen Forschungsfeldern oder bei angeblichen Verbindungen zur Kommunistischen Partei Chinas.
Die Konsequenzen wären drastisch. Über 270.000 chinesische Studierende lernten 2024 an amerikanischen Hochschulen. Viele von ihnen haben sich durch jahrelanges Lernen und teure Bewerbungsverfahren ihren Platz hart erarbeitet. Nun droht ihnen mitten im Studium die Abschiebung – ein Albtraum, nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für die US-Universitäten, denen damit teils exzellente Nachwuchsforscher verloren gehen.
Reaktion aus China: „Ungerecht und ideologisch motiviert“
Das chinesische Außenministerium sprach von einer „ungerechtfertigten Maßnahme“, die unter dem Deckmantel der Sicherheit eine ideologische Kampagne sei. Tatsächlich ist es für chinesische Studierende kaum möglich, einen Beweis zu erbringen, dass sie keine Verbindung zur Kommunistischen Partei haben – da Partei und Staat in China eng miteinander verwoben sind.
Einige Beobachter warnen, dass die Maßnahme nach hinten losgehen könnte. Statt die wissenschaftliche Dominanz der USA zu sichern, könnte sie dazu führen, dass hochqualifizierte Talente lieber in China bleiben – oder nach Europa, Australien oder Kanada ausweichen.
Widersprüchliche Signale – Zölle vorerst gestoppt
Ironischerweise brachte derselbe Tag auch eine Nachricht, die China Hoffnung geben könnte: Ein US-Bundesgericht stoppte weite Teile von Trumps weltweiten Strafzöllen, darunter auch die 30-Prozent-Abgabe auf chinesische Waren. Allerdings legte die US-Regierung sofort Berufung ein. Das endgültige Urteil steht also noch aus – ebenso wie die Zukunft des US-chinesischen Handels.
Fazit: Neue Eskalation – mit ungewissem Ausgang
Die diplomatische Entspannung zwischen den USA und China scheint vorerst beendet. Mit den aktuellen Maßnahmen beschädigt die Trump-Regierung nicht nur das Vertrauen in internationale Abkommen, sondern riskiert auch, wirtschaftliche und wissenschaftliche Beziehungen dauerhaft zu belasten.
Während Unternehmen beider Länder auf stabile Rahmenbedingungen hoffen, eskaliert der politische Kurs – und die Zeit für ein neues Handelsabkommen läuft.
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