US-Präsident Donald Trump hat einen prominenten Unternehmer aus der Tech-Szene in die Regierung geholt: Joe Gebbia, Mitgründer der Wohnungsplattform Airbnb, wird zum ersten „Chief Design Officer der Vereinigten Staaten“ ernannt. Gebbia übernimmt die Leitung des Nationalen Design-Studios, einer neu geschaffenen Bundesbehörde, die digitale Dienstleistungen für Bürgerinnen und Bürger neu gestalten soll.
Auftrag: Mehr Einfachheit und modernes Nutzererlebnis
Gebbia erklärte bei seiner Vorstellung in Washington, er wolle die Interaktion der Menschen mit staatlichen Behörden grundlegend verbessern. „Unsere Regierung verdient digitale Dienste, die so zuverlässig, klar und benutzerfreundlich sind wie die besten Anwendungen im privaten Sektor“, sagte er. Als Vorbild nannte er den App Store von Apple, dessen einfache Bedienbarkeit Millionen Menschen weltweit überzeugt habe.
Zentrales Ziel sei ein Nutzererlebnis, das „Exzellenz für unsere Nation ausstrahlt und den Alltag der Amerikaner weniger kompliziert macht“, schrieb der 44-Jährige zusätzlich auf der Plattform X.
Mammutaufgabe: 26.000 Regierungs-Webseiten
Die Dimension seines Auftrags ist enorm: Laut dem Weißen Haus soll Gebbia die Neugestaltung von rund 26.000 Webportalen des Bundes überwachen. Viele dieser Seiten gelten als überaltert, unübersichtlich und schwer zugänglich. Künftig sollen zentrale Dienstleistungen – von Steuerformularen über Sozialleistungen bis hin zu Pass- und Visa-Anträgen – online einfacher und barrierefreier zugänglich sein.
Studio mit Ablaufdatum
Das Nationale Design-Studio wurde am Donnerstag per Dekret gegründet, soll aber nach nur drei Jahren wieder aufgelöst werden. Insider berichten, dass es als „verkleinerter Nachfolger“ des Ministeriums für Regierungseffizienz fungiert, das zuvor unter der Leitung von Unternehmer Elon Musk stand. Dieses Ressort war hochumstritten, da es ambitionierte Kostensenkungen versprach, jedoch nur begrenzte praktische Ergebnisse liefern konnte.
Wer ist Joe Gebbia?
Gebbia gründete 2008 gemeinsam mit Brian Chesky und Nathan Blecharczyk die Plattform Airbnb, die den globalen Markt für Kurzzeitvermietungen revolutionierte. Er gilt als kreativer Kopf hinter dem klaren, nutzerzentrierten Design der Plattform. Inzwischen sitzt Gebbia nicht mehr im operativen Airbnb-Vorstand, ist jedoch weiterhin Anteilseigner und als Investor in mehrere Start-ups aktiv – insbesondere im Bereich nachhaltiges Bauen und soziales Unternehmertum.
Mit seiner Berufung ins Weiße Haus will Trump offenbar die Expertise Gebbias nutzen, um frischen Wind in die oftmals schwerfällige US-Verwaltung zu bringen. Beobachter sprechen von einem Signal an die Tech-Branche, dass die Regierung verstärkt auf Design Thinking und benutzerfreundliche Technologien setzt.
Chancen und Skepsis
Während Befürworter in Gebbia einen „kreativen Visionär“ sehen, verweisen Kritiker auf die strukturellen Hürden in der US-Bürokratie. Frühere Digitalisierungsinitiativen der Regierung seien immer wieder an zersplitterten Zuständigkeiten, langwierigen Ausschreibungsverfahren und knappen Budgets gescheitert. Ob das Nationale Design-Studio in nur drei Jahren greifbare Ergebnisse liefern kann, bleibt daher offen.
Fest steht: Mit Joe Gebbia rückt erstmals ein Design-Experte von Weltrang ins Zentrum der US-Politik – und soll das digitale Gesicht der amerikanischen Regierung für Millionen Bürgerinnen und Bürger neu prägen.
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