Kanadas Premierminister Justin Trudeau steht vor dem Abschied. Die liberalen Umfragewerte bleiben trotz seines angekündigten Rückzugs im Keller, während Oppositionsführer Pierre Poilievre immer stärker wird. Zusätzlich setzt US-Präsident Donald Trump Kanada mit geplanten Zollerhöhungen und diplomatischem Druck unter Zugzwang. Der am Mittwoch ernannte Sonderbeauftragte gegen Fentanylschmuggel, Geheimdienstbeamter Kevin Brosseau, soll Washington besänftigen – doch das könnte nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein.
Brosseau, ein früherer Polizeichef und Trudeau-Berater für nationale Sicherheit, soll den Drogenschmuggel von Kanada in die USA bekämpfen – ein zentrales Argument Trumps für seine angedrohten Strafzölle. Trudeau betont, die Ernennung sei ein Zeichen der Zusammenarbeit mit den USA. Ottawa plant zudem, Grenzkontrollen mit neuen Hubschraubern, Technologie und Personal zu verstärken. Doch laut US-Behörden stammt weniger als ein Prozent des beschlagnahmten Fentanyls aus Kanada.
Trudeau warnt vor Trumps Expansionsgelüsten
Neben Handelsstreitigkeiten sorgt Trumps wiederholte Drohung, Kanada wirtschaftlich unter Druck zu setzen oder gar einzugliedern, für Unruhe. Trudeau sieht darin den Versuch, Kanadas Rohstoffreichtum auszunutzen. „Die Trump-Regierung kennt unsere Ressourcen genau – vielleicht ist das der wahre Grund für diese Rhetorik“, sagte er bei einem Wirtschaftstreffen in Toronto.
Liberale Partei im freien Fall
Trudeau wird sein Amt niederlegen, sobald die Liberalen einen Nachfolger gewählt haben – voraussichtlich am 9. März. Doch das Zeitfenster bis zur Parlamentsrückkehr am 24. März ist kurz: Ein Misstrauensvotum könnte Neuwahlen erzwingen, spätestens im Oktober muss ohnehin gewählt werden. Umfragen zeigen jedoch ein düsteres Bild für die Liberalen: Nur noch 25 Prozent der Wähler würden sie unterstützen, während Poilievres Konservative mit über 42 Prozent deutlich vorne liegen.
Poilievre rüstet den Norden auf
Am Montag kündigte Poilievre an, die Entwicklungshilfe zu kürzen, um eine neue Militärbasis in der Arktis zu finanzieren. Damit will er sowohl Trumps Kritik an Kanadas Verteidigungsausgaben begegnen als auch der wachsenden Bedrohung durch Russland entgegentreten. Geplant sind zudem eine Verdopplung der Inuit-Ranger auf 4.000 und der Kauf von zwei zusätzlichen Eisbrechern. Die Finanzierung soll aus drastischen Einsparungen bei der Entwicklungshilfe kommen – eine Parallele zu Trumps Kürzungsplänen für USAID.
Kanadas politische Zukunft steht auf der Kippe – mit Poilievre könnte ein klarer Kurswechsel bevorstehen.
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