Kanada, das Land des Ahornsirups und höflichen Smalltalks, wird demnächst eine politische Bombe erleben: Premierminister Justin Trudeau steht Berichten zufolge kurz davor, als Chef der regierenden Liberalen Partei zurückzutreten. Nach elf Jahren als Parteiführer und neun Jahren als Premierminister scheint Trudeau nun genau das zu tun, was er in letzter Zeit so gut konnte: den Rückzug antreten, bevor es peinlich wird.
„Springen oder geschubst werden?“
Der charismatische Sunnyboy der kanadischen Politik, der einst die Liberalen mit seinem Versprechen von „sunny ways“ (ja, das war tatsächlich sein Slogan) ins Amt führte, scheint gemerkt zu haben, dass die Sonne über seinem politischen Horizont längst untergegangen ist. Aktuelle Umfragen zeigen, dass die Liberalen unter Trudeau bei den nächsten Wahlen vermutlich krachend gegen die konservative Opposition unter Pierre Poilievre verlieren würden. Also lieber vorher die Reißleine ziehen, bevor die Schmach zu groß wird – ein kluger Schachzug. Oder wie man im politischen Geschäft sagt: „Lieber springen, bevor man geschubst wird.“
Krise auf Krise – und dann noch Trump
Es ist nicht so, als hätte Trudeau es leicht gehabt. Donald Trump, der bekanntlich große Sympathien für Trudeau hegte (Achtung, Ironie), steht kurz davor, erneut ins Weiße Haus einzuziehen – und Kanada mit saftigen 25 % Zöllen auf sämtliche Exporte zu bestrafen. Hinzu kommen hausgemachte Probleme: steigende Lebenshaltungskosten, Wirtschaftsunmut und ein katastrophales Umfragetief. Als ob das nicht genug wäre, hat auch noch seine Stellvertreterin und Finanzministerin Chrystia Freeland vor kurzem das Handtuch geworfen – und das in einem Abschiedsbrief, der vor Kritik an Trudeaus „politischen Spielereien“ nur so triefte.
Der Vorwurf? 250 Dollar Steuerrabatte und Steuerferien als Wahlkampfgeschenke verteilen, während das Land unter wirtschaftlichem Druck steht. Frei nach dem Motto: „Hier, ein bisschen Kleingeld – das macht alles wieder gut, oder?“
Von „Sunny Ways“ zu „Sorry, Folks“
Trudeaus Karriere begann 2015 mit großem Jubel und progressiven Idealen: Klimaschutz, Versöhnung mit den indigenen Völkern und eine „modernere“ Politik. Doch wie so oft in der Politik ist der Glanz irgendwann verblasst. Die Probleme häuften sich, die Versprechen wurden nicht eingelöst, und die Geduld der Kanadier ist inzwischen erschöpft. Eine denkwürdige Szene aus jüngster Zeit fasst den Stimmungsumschwung gut zusammen: Ein Stahlarbeiter sagte Trudeau ins Gesicht: „Du machst wirklich nichts für uns, Justin.“ Dieser Satz wurde zu einem viralen Symbol für die wachsende Frustration im Land.
Und was macht Pierre Poilievre?
Während Trudeau langsam das Handtuch wirft, poliert der konservative Oppositionsführer Pierre Poilievre schon einmal die Krone – oder zumindest den Schreibtisch im Premierministerbüro. Poilievre, ein Populist mit einer Vorliebe für laute Parolen, hat sich einen Namen gemacht, indem er mit Themen wie der hohen Inflation und den Lebenshaltungskosten genau ins Schwarze trifft. Dabei hat er sogar die Aufmerksamkeit von Elon Musk auf sich gezogen, der Trudeau kürzlich als „unausstehliches Werkzeug“ bezeichnete (kein Scherz). Ob das eine Empfehlung ist, sei dahingestellt.
Was bleibt von Trudeau?
Wenn Trudeau tatsächlich zurücktritt, hinterlässt er der Liberalen Partei ein riesiges Problem: kein fester Anführer und eine Wahl vor der Brust, die sie mit großer Wahrscheinlichkeit verlieren werden. Es scheint fast so, als würde Trudeau den sinkenden Dampfer verlassen und die Liberalen mit einem Schiffswrack zurücklassen.
Fazit: Ein Abgang mit wenig Glanz
Justin Trudeau wird in die Geschichtsbücher eingehen – aber nicht als strahlender Held. Was bleibt, sind politische Spielereien, eine gespaltene Wählerschaft und eine Wirtschaft, die vor großen Herausforderungen steht. Während Trudeau vielleicht gehofft hatte, als progressiver Superstar in die Geschichte einzugehen, könnte seine politische Karriere mit einem resignierten „Sorry, Kanada“ enden. Und das, meine Damen und Herren, wäre doch irgendwie passend.
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