Der US-Bundesstaat New York setzt ein deutliches Zeichen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz – und löst damit eine landesweite Debatte aus. Künftig sollen Verbraucherinnen und Verbraucher in New York ausdrücklich darauf hingewiesen werden, wenn in der Werbung keine echten Menschen zu sehen sind, sondern vollständig oder teilweise KI-generierte Personen. Es ist das erste Gesetz dieser Art auf Ebene eines US-Bundesstaates und markiert einen neuen Ansatz im Verbraucherschutz.
Hintergrund der Regelung ist die rasante Entwicklung generativer KI. Bilder, Videos und ganze Persönlichkeiten lassen sich inzwischen täuschend echt erzeugen. In der Werbung verschwimmen dadurch die Grenzen zwischen Realität und Simulation zunehmend. Für Konsumenten wird es immer schwieriger zu erkennen, ob sie es mit realen Testimonials, Models oder Influencern zu tun haben – oder mit digitalen Kunstfiguren, die gezielt Vertrauen aufbauen sollen.
Das New Yorker Gesetz setzt genau hier an. Ziel ist es, Transparenz zu schaffen und bewusste Irreführung zu verhindern. Unternehmen, die KI-generierte Personen in Werbeanzeigen einsetzen, müssen dies künftig klar kennzeichnen. Wer dagegen verstößt, muss beim ersten Mal mit einer Geldstrafe von 1.000 US-Dollar rechnen, bei weiteren Verstößen können bis zu 5.000 Dollar fällig werden. Die Strafen sind bewusst moderat angesetzt, sollen aber eine klare Signalwirkung entfalten.
Befürworter sehen darin einen notwendigen Schritt, um Verbraucherrechte an das digitale Zeitalter anzupassen. Werbung lebe von Vertrauen, argumentieren sie. Wenn dieses Vertrauen durch künstlich erzeugte Identitäten untergraben werde, brauche es klare Regeln. Gerade sensible Bereiche wie Gesundheitsprodukte, Finanzdienstleistungen oder politische Werbung könnten sonst anfällig für Manipulation werden.
Die Wirtschaft reagiert gespalten. Einige Unternehmen begrüßen klare Leitplanken, weil sie Rechtssicherheit schaffen. Andere warnen vor zusätzlicher Bürokratie und Wettbewerbsnachteilen. Besonders international tätige Konzerne sehen die Gefahr eines regulatorischen Flickenteppichs, wenn jeder Bundesstaat eigene KI-Regeln erlässt. Was in New York gekennzeichnet werden muss, könnte in einem anderen Bundesstaat völlig unreguliert bleiben.
Genau hier setzt der Widerstand aus Washington an. US-Präsident Donald Trump geht derzeit gezielt gegen KI-Gesetze auf Ebene einzelner Bundesstaaten vor. Seine Administration argumentiert, regionale Alleingänge gefährdeten Innovation und die technologische Führungsrolle der USA. KI sei ein zentraler Wettbewerbsfaktor im globalen Rennen, insbesondere gegenüber China. Nationale oder gar internationale Standards seien sinnvoller als eine Vielzahl lokaler Vorgaben.
Ob das New Yorker Gesetz langfristig Bestand haben wird, ist daher offen. Rechtsexperten rechnen mit möglichen Klagen oder politischen Eingriffen, die das Gesetz ausbremsen oder kippen könnten. Gleichzeitig wächst der öffentliche Druck, den Einsatz von KI transparenter zu machen. Umfragen zeigen, dass viele Verbraucher wissen wollen, ob Inhalte künstlich erzeugt sind – nicht zuletzt aus Sorge vor Manipulation.
Unabhängig vom Ausgang des politischen Konflikts hat New York die Debatte neu entfacht. Die Frage ist nicht mehr, ob KI reguliert werden sollte, sondern wie. Zwischen Innovationsfreiheit und Verbraucherschutz verläuft eine zunehmend scharfe Linie. Das New Yorker KI-Werbegesetz könnte sich am Ende als kurzer Vorstoß erweisen – oder als Blaupause für eine neue Ära der Transparenz im digitalen Werbemarkt.
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