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Tränen als Verkaufsstrategie: Wenn TikTok-Opas weinen, klingelt die Kasse

sergeitokmakov (CC0), Pixabay
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Weinen für den Umsatz – das ist kein neuer Schlagerhit, sondern die neueste Masche auf TikTok. Dort fluten derzeit Videos die Plattform, in denen angeblich herzzerreißende Familienschicksale geschildert werden. Die Kulisse: Großmutter sitzt strickend im Halbdunkel, Enkelkind mit verweintem Gesicht erzählt zwischen Schluchzern, dass niemand Omas gehäkelte Hausschuhe kaufen will. Die Mission: Mitleid entlocken, Klicks kassieren, Ramsch verkaufen.

In Wahrheit stammen die Tränen oft aus der Konserve: zusammengeschnittene Szenen aus beliebigen Videos, Opa gecastet aus einer Bilddatenbank, Oma möglicherweise ein chinesischer Großhändler mit gutem Photoshop-Team. Statt liebevoll gefertigter Unikate flattert beim Kunden dann Massenware aus Fernost ins Haus – made with love und Plastik.

„Emotionaler Erpressungsshopping“, nennt das Max Koterba, TikTok-Host des Formats Eine Minute Geld. Früher hätten noch Katzenvideos gereicht, heute braucht es schon tränennasse Gesichter und erfundene Notlagen, um Pullover in Größe L an den Mann zu bringen. Die Strategie funktioniert, denn nichts aktiviert die Kaufkraft stärker als das schlechte Gewissen.

Besonders beliebt: die umhergeisternde TikTok-Träne eines Mädchens, das wegen Omas Stoffbären weint – und in einem anderen Video exakt gleich wegen Opas Salzteigvasen. Ein kurzer Screenshot und die Google-Rückwärtssuche enthüllen: Beide existieren in dieser Kombination nur im kreativen Kopf eines Social-Media-Marketing-Genies.

Doch ist das nun moralisch fragwürdig oder gleich strafrechtlich relevant? Laut der Verbraucherzentrale Thüringen ganz klar: Betrug ist Betrug – auch mit Tränendrama. Jurist Ralf Reichertz betont: „Wenn Mitleid der Verkaufshebel ist und das Versprochene nicht dem Produkt entspricht, ist das eine Täuschung.“ Er rät: Anzeige erstatten, Screenshots sichern, TikTok informieren – und beim nächsten Mal lieber echten Omas auf echten Kunsthandwerkermärkten helfen.

Fazit: Wer auf TikTok weint, verkauft besser. Wer auf TikTok kauft, zahlt manchmal nur für ein paar gut platzierte Krokodilstränen.

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