Wieder einmal zeigt die EU gemeinsam mit der Türkei, wie moderne Tierlogistik im Jahr 2025 funktioniert: Hauptsache, die Bürokratie stimmt – alles andere ist Nebensache.
Rund 2.900 Rinder aus Uruguay irrten zwei Monate lang auf einem über 50 Jahre alten Rosthaufen namens „Spiridon II“ herum, weil – Achtung – Ohrmarken fehlten und einige Tiere nicht zur richtigen Liste passten. Ein Skandal!
Nicht etwa wegen der Tiere. Nein, wegen der Listen.
Während also Menschen am Schreibtisch angestrengt Vergleichstabellen ausfüllen, sind auf dem Schiff inzwischen mindestens 48 Tiere verendet, vermutlich mehr – aber wer zählt schon so genau, wenn man auch Kälber „verschwinden“ lassen kann? 90 sind angeblich nicht mehr auffindbar. Vielleicht spielen sie Verstecken in der Bordküche.
Die türkischen Behörden haben immerhin richtig reagiert: Das Schiff muss draußen bleiben.
Nicht etwa aus Tierschutzgründen – Nachbarn beschwerten sich über Gestank und Insekten.
Prioritäten, meine Damen und Herren.
Der Besitzer der „Spiridon II“ beteuert derweil, man tue sein Bestes – Wasser und Futter seien eben knapp, aber man habe ja einmal kurz andocken dürfen, um ein paar Heuballen aufzuladen, was die Lage natürlich sofort in ein Wellness-Event verwandelt haben dürfte.
Ach ja, 140 Kälber wurden auf dem Schiff geboren. Herzlichen Glückwunsch.
90 davon sind nicht auffindbar.
Vielleicht wurden sie versehentlich mit dem Ballastwasser entsorgt – man weiß es nicht, und offenbar möchte es auch niemand so genau wissen.
Jetzt soll der Besitzer die Tiere in die Ukraine verkaufen wollen – ein Land im Krieg – was in dieser Branche wohl als „Plan B“ gilt. Tierärzte und Tierschützer sprechen von Erschöpfung, Dehydrierung und dringend notwendiger Versorgung.
Doch Papier ist geduldig, und Tiere sind es bekanntermaßen ja auch – zumindest, bis sie tot umfallen.
Unterdessen diskutiert die EU seit Jahren über einen Vorschlag, der Berichten zufolge revolutionär klingt:
Transportzeiten begrenzen – vielleicht auf neun Stunden.
Wahnsinnige Idee. Fast schon radikal.
Einige Mitgliedsstaaten sind völlig überfordert mit dem Gedanken, Tieren mehr Platz oder weniger Hitze zuzumuten.
Im Dezember dürfen die Agrarminister wieder darüber streiten, ob Kühe vielleicht nicht 50 Tage auf einem Schiff durchhalten müssen.
Bis dahin zeigt die „Spiridon II“, wie gut das aktuelle System funktioniert:
Gesetzliche Schlupflöcher offen, Tiere tot, Verantwortliche unsichtbar, Bürokratie unversehrt.
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