Nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen wird der chinesische Unternehmer She Zhijiang an China ausgeliefert. Der 41-Jährige gilt als zentrale Figur hinter illegalen Glücksspiel- und Cyberbetrugsnetzwerken in Südostasien, darunter der berüchtigten „Scam-Stadt“ Shwe Kokko in Myanmar.
Verhaftung und Auslieferung
She wurde bereits 2022 in Thailand verhaftet, nachdem Interpol auf Antrag Chinas einen Haftbefehl erlassen hatte. Ein thailändisches Gericht bestätigte nun endgültig seine Auslieferung. Am Mittwoch wurde er in Bangkok unter strengen Sicherheitsvorkehrungen zum Flughafen gebracht.
Die Auslieferung erfolgt kurz vor einem historischen Staatsbesuch des thailändischen Königs in China – ein Zeichen wachsender bilateraler Zusammenarbeit.
Shwe Kokko – Stadt der Täuschung
She Zhijiang ist eng mit dem Bau der Stadt Shwe Kokko an der Grenze zwischen Myanmar und Thailand verbunden. Offiziell als „Touristenresort für Chinesen“ vermarktet, gilt der Ort als Zentrum für Online-Betrug, Geldwäsche und Menschenhandel. Vor Ort berichten Einwohner, dass viele der Scam-Farmen weiterhin aktiv seien.
Internationale Sanktionen und Kritik
She und seine Firma Yatai International stehen auf Sanktionslisten der USA und Großbritanniens, unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit den betrügerischen Geschäftspraktiken.
Trotzdem wies She in einem BBC-Interview aus dem Gefängnis im Frühjahr jegliche Verantwortung zurück:
„Unser Unternehmen akzeptiert keine Telekom-Betrügereien. Aber die Stadt ist offen – natürlich können auch Kriminelle kommen.“
Aufstieg eines Tech-Betrügers
She wurde 1982 in der chinesischen Provinz Hunan geboren, brach die Schule mit 14 ab und brachte sich das Programmieren selbst bei. Bereits früh stieg er in illegales Online-Glücksspiel ein, später expandierte er nach Kambodscha, Myanmar und auf die Philippinen.
Er besitzt laut US-Behörden auch Staatsbürgerschaften von Kambodscha und Myanmar.
Cyberbetrug in der Region – ein wachsendes Problem
Laut den Vereinten Nationen sind derzeit Hunderttausende Menschen in südostasiatischen Scam-Zentren gefangen, viele davon Chinesen. Sie werden durch falsche Jobangebote angelockt, dann festgehalten und gezwungen, Online-Betrug zu begehen – oft unter Gewaltandrohung.
China reagiert zunehmend hart: In den letzten Monaten wurden mehrere Anführer chinesischer Betrugsnetzwerke zum Tode verurteilt.
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