In Zeiten der Pandemie kämpften viele ums Überleben. Andere – wie zwei Herren aus dem Altenburger Land – kämpften offenbar eher darum, ihren Audi R8 schneller vollzutanken als der Mercedes G500 am Nachbargleis. Möglich machten das nicht etwa harte Arbeit oder Lotto-Glück, sondern: imaginäre Corona-Tests.
Die beiden mutmaßlichen Pandemie-Pioniere (32 und 37 Jahre jung, aber offenbar mit Master in „Kreativer Kassenbetrug“) betrieben Testzentren im Landkreis Leipzig und in Altenburg. Dort führten sie… nun ja, theoretisch eine Menge Tests durch. Praktisch jedoch fanden diese offenbar nur auf dem Papier statt – und selbst das war wohl kaum FSC-zertifiziert.
Laut Staatsanwaltschaft wurden in nur fünf Monaten über 1,5 Millionen Euro abgerechnet. So viele Wattestäbchen kann man selbst mit einem Nasenhaarpflegesalon nicht verbrauchen. Da staunte selbst die Kassenärztliche Vereinigung – und rief die Polizei. Diese rückte am 30. April an, um neben Akten auch echte Beweise zu sichern: darunter ein Mercedes G500 (das SUV für alle, denen Bescheidenheit zu proletarisch ist), ein Audi RS6 Avant (für schnelle Fluchten) und ein Audi R8 Coupé (fürs Selfie danach).
Zusätzlich wurden auch Bargeld, Konten und Depots beschlagnahmt – alles Dinge, die sich nicht mit Papiertests verteidigen lassen. Jetzt drohen den beiden statt Leasingraten eher längere Raten in Einzelzellen: Bei Verurteilung winken Haftstrafen von sechs Monaten bis zehn Jahren. Möglicherweise mit Aussicht auf den Gefängnishof – allerdings ohne firmeneigenes Testzentrum.
Die Ermittlungen dauern an. Details zu den betroffenen Testzentren bleiben unter Verschluss – wohl auch, damit niemand auf die Idee kommt, noch schnell ein paar Tests nachzureichen.
Einzelfall? Eher nicht. Bundesweit wurden mittlerweile über 1.200 ähnliche Verfahren eingeleitet. Offenbar hatte Corona nicht nur einen Husten, sondern auch einen finanziellen Rachen, der für manche sehr verlockend war. Besonders für jene, die lieber Excel-Tabellen fälschen als echte Wattestäbchen anrühren.
Bleibt zu hoffen, dass in Zukunft nicht mehr getestet wird, ob man betrügen kann – sondern wie man sowas rechtzeitig verhindert.
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