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Tatjana will nur eines zu Weihnachten: Endlich abgeschoben werden

PublicDomainPictures (CC0), Pixabay
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Was wie eine Romanze begann, endet nun in einer kafkaesken Sackgasse der US-Einwanderungspolitik: Die Litauerin Tatjana Vesiolko sitzt seit über 11 Monaten in Abschiebehaft – ohne Straftat, ohne Urteil, ohne Perspektive.

Ihr Vergehen? Sie reiste 2009 mit einem Visum ein – und blieb. Jahrelang lebte sie unauffällig in New Jersey, arbeitete inoffiziell als Reinigungskraft und wurde zur bekannten Figur in der lokalen Pool-Spielszene. Dann lernte sie 2024 über Facebook Dating den Amerikaner Al Dallasta kennen. Eine Beziehung begann. Es wurde ernst.

Doch auf dem Rückflug aus einem gemeinsamen Urlaub in Puerto Rico, am Valentinstag 2025, wurde Tatjana am Flughafen von ICE-Beamten abgefangen. „Ich dachte, sie würde innerhalb weniger Tage abgeschoben – wir planten schon, uns in Litauen wiederzutreffen“, sagt Dallasta heute. Doch daraus wurde nichts.

Tatjana sitzt nun seit 311 Tagen in einem Abschiebezentrum in Louisiana. Der Grund für ihre anhaltende Inhaftierung? Unklar. Das Heimatschutzministerium verweist auf eine mögliche Einbindung in eine Sammelklage. Tatjana selbst weiß davon nichts. Auch ihr Antrag auf humanitäre Freilassung blieb unbeantwortet.

Al hat seither alles verloren: seine Ersparnisse, seinen Job, seine Kraft. Über 30.000 Dollar kosteten ihn Anwalts- und Haftgebühren, allein über 6.000 Dollar für Telefonate. Tatjana zählt stattdessen verpasste Feiertage und Nächte allein.

Dabei will sie gehen. Sie hat dem Abschiebebescheid zugestimmt, ihr gültiger litauischer Pass liegt den Behörden vor – trotzdem lässt ICE sie nicht ausreisen. Für die Behörden scheint Tatjana nicht gefährlich genug, um sie schnell loszuwerden, aber auch nicht unwichtig genug, um sie ziehen zu lassen. Sie ist ein Symbolfall für ein System, das überfordert, überarbeitet und intransparent agiert.

Ein Hoffnungsschimmer: Nach 180 Tagen darf sie laut US-Recht eine sogenannte „Habeas Corpus“-Petition einreichen – eine gerichtliche Überprüfung der Rechtmäßigkeit ihrer Inhaftierung. Doch ohne Geld für Anwälte bleibt das ein ferner Traum.

Tatjana hält sich mit ihrem Glauben aufrecht. Sechs Stunden am Tag betet sie, redet mit Al per Videocall. „Wenn das der Preis für die Liebe meines Lebens ist, dann zahle ich ihn“, sagt sie. „Aber irgendwann möchte ich einfach nur raus – nicht mal bleiben. Ich will nur gehen dürfen.“

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