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Täuschend echt, aber brandgefährlich: Wie Sie falsche Briefe vom Steueramt sofort entlarven

geralt (CC0), Pixabay
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Der Brief wirkt offiziell, seriös und beunruhigend zugleich. Absender: das Bundeszentralamt für Steuern. Logo, Bundesadler, Aktenzeichen – alles scheint zu stimmen. Und doch steckt dahinter in vielen Fällen Betrug. Derzeit verschicken Kriminelle vermehrt gefälschte Schreiben, in denen sie Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zu schnellen Nachzahlungen drängen.

Ein besonders anschaulicher Fall: Albert Littau erhielt ein solches Schreiben, adressiert mit seinem korrekten Namen und seiner richtigen Anschrift. Ihm wurde vorgeworfen, Umsatzzahlen aus dem Geschäftsjahr 2023 nicht ordnungsgemäß offengelegt zu haben. Dafür sollte er binnen eines Tages 375 Euro überweisen. Littau machte den Betrugsversuch öffentlich und warnte in einem Video vor der Masche. Brisant: Der erhobene Vorwurf existiert grundsätzlich tatsächlich – genau das macht die Briefe so glaubwürdig.

Die Masche ist nicht neu – aber raffinierter

Schon seit mehreren Jahren warnen Finanzbehörden in verschiedenen Bundesländern vor gefälschten Steuerbescheiden. Mal geben sich die Betrüger als regionale Finanzämter aus, mal – wie in diesem Fall – als Bundesbehörde. Das Bundeszentralamt für Steuern sieht sich inzwischen sogar gezwungen, auf der eigenen Website explizit vor solchen Betrugsversuchen zu warnen.

Nach Angaben des Landeskriminalamt Bayern gibt es zwar keine flächendeckend belastbaren Zahlen zu diesem Phänomen. Eine Auswertung bekannter Betrugs-Domains deutet für 2025 jedoch auf eine niedrige zweistellige Anzahl von Fällen hin. In den meisten Situationen blieb es beim Versuch – die geforderten Beträge liegen häufig zwischen 300 und 400 Euro.

Warum diese Briefe so gefährlich sind

Die Schreiben setzen gezielt auf Zeitdruck und Angst. Kurze Zahlungsfristen von ein bis zwei Tagen sollen verhindern, dass Betroffene nachdenken oder Rücksprache halten. Zudem beziehen sich die Briefe auf real existierende steuerliche Pflichten, was das Risiko erhöht, dass Empfänger vorschnell zahlen.

Woran Sie gefälschte Steuerbriefe erkennen

Auch gut gemachte Fälschungen haben Schwachstellen. Auf diese Punkte sollten Sie besonders achten:

  • Falscher Absender: Nachforderungen kommen ausschließlich vom zuständigen regionalen Finanzamt – nicht vom Bundeszentralamt. Darauf weist auch der Bund der Steuerzahler hin.

  • Unpersönliche Anrede: Formulierungen wie „Sehr geehrte Steuerzahlerin, sehr geehrter Steuerzahler“ sind untypisch. Behörden verwenden Name und Steuer-ID.

  • IBAN prüfen: Deutsche Behörden nutzen ausschließlich Konten mit der Länderkennung DE. Ausländische IBANs (z. B. ES für Spanien) sind ein klares Warnsignal.

  • Unrealistische Fristen: Finanzämter setzen in der Regel Fristen von mehreren Wochen, nicht von ein oder zwei Tagen.

  • Drohungen: Echte Bescheide enthalten ausführliche Rechtsbehelfsbelehrungen. Sofortige Pfändungsandrohungen sind unüblich.

Was Sie tun sollten

Wenn Sie ein solches Schreiben erhalten: Nicht zahlen, nicht antworten, nicht in Panik geraten. Kontaktieren Sie stattdessen direkt Ihr zuständiges Finanzamt über die offizielle Telefonnummer oder Website. Im Zweifel können Sie den Brief auch der Polizei melden.

Fazit:
Gefälschte Steuerbriefe sind besonders tückisch, weil sie auf echten Regelungen aufbauen und optisch professionell gestaltet sind. Wer jedoch Absender, IBAN und Fristen genau prüft und im Zweifel nachfragt, kann sich effektiv schützen. Vorsicht und ein kurzer Kontrollanruf sind der beste Schutz vor einem teuren Fehler.

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