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Suizid einer trans Frau in Saudi-Arabien: Anwalt mit Verbindungen zur Botschaft involviert

geralt (CC0), Pixabay
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Der tragische Tod der trans Frau Eden Knight hat weltweit Bestürzung ausgelöst. Die junge Saudi-Araberin nahm sich 2023 das Leben, nachdem sie aus den USA zurück nach Saudi-Arabien geschickt worden war – vermittelt durch einen Anwalt, der offenbar enge Verbindungen zur saudischen Botschaft in Washington, D.C. hatte.

Eine Untersuchung des BBC World Service hat diesen Anwalt nun als Bader Alomair identifiziert. Er soll bereits in mehrere umstrittene Rückführungen saudi-arabischer Staatsbürger aus den USA verwickelt gewesen sein – darunter Fälle von Studenten, die später wegen Mordes angeklagt wurden. Alomair selbst hat bislang nicht auf die Vorwürfe reagiert.

Eden Knights Leben in den USA und ihr Kampf um Asyl

Eden Knight stammte aus einer einflussreichen saudi-arabischen Familie und zog 2019 mit einem Regierungsstipendium in die USA, um an der George Mason University in Virginia zu studieren. Dort begann sie Anfang 2022 ihre Transition, lebte offen als Frau und fand auf sozialen Netzwerken wie X (ehemals Twitter) und Discord eine Gemeinschaft, die sie unterstützte.

Doch die gesellschaftliche Realität Saudi-Arabiens machte eine Rückkehr praktisch unmöglich. Transgeschlechtliche Menschen werden dort sowohl von der Regierung als auch von der Gesellschaft nicht akzeptiert. Nachdem Edens Studentenvisum ablief, entschied sie sich, in den USA Asyl zu beantragen.

An diesem Punkt wurde sie mit einem privaten Ermittler namens Michael Pocalyko in Kontakt gebracht, der ihr angeblich helfen wollte – sowohl mit ihrem Asylantrag als auch mit der Wiederherstellung des Kontakts zu ihrer Familie. Doch dann übergab Pocalyko Eden einem saudischen Anwalt: Bader Alomair.

Manipuliert und „detransitioniert“?

Laut Edens Abschiedsnachricht auf X, die von Millionen Menschen gesehen wurde, mietete Alomair ihr zunächst eine Wohnung in der Nähe von Washington, D.C., zeigte ihr die Stadt und gewann ihr Vertrauen. Doch mit der Zeit habe er sie dazu gedrängt, sich wieder als Mann zu präsentieren:

  • Er versuchte, ihre femininen Kleidungsstücke wegzuwerfen.
  • Er drängte sie, ihre Hormontherapie abzubrechen.
  • Er behauptete, sie könne in den USA kein Asyl beantragen und müsse dafür nach Saudi-Arabien zurückkehren.

Laut US-Immigrationsexperten ist diese Behauptung falsch. Trotzdem kehrte Eden im Dezember 2022 mit Alomair nach Saudi-Arabien zurück – laut eigener Aussage „in der Hoffnung auf das Beste“.

Gefangen in Saudi-Arabien – und ohne Hoffnung

Kurz nach ihrer Rückkehr begann Eden, Freunden zu schreiben, dass sie einen großen Fehler gemacht habe.

  • Ihre Eltern nahmen ihr den Pass ab.
  • Die Regierung zwang sie, ihren X-Account zu schließen.
  • Sie behauptete, ihre Familie habe Leute angeheuert, um sie nach Saudi-Arabien zurückzubringen.

Eden versuchte weiterhin, heimlich weibliche Hormone zu nehmen, doch ihre Eltern konfiszierten sie mehrfach. Sie litt unter psychischer Gewalt und dokumentierte, wie ein Familienmitglied sie anschrie, sie sei von „westlichen Ideen“ gehirngewaschen worden.

Am 12. März 2023 nahm sich Eden das Leben.


Wer ist Bader Alomair?

Die BBC nahm Ermittlungen auf, um mehr über den saudischen Anwalt herauszufinden. Es stellte sich heraus, dass Bader Alomair nicht nur ein einfacher Anwalt war – sondern mit der saudischen Botschaft in Washington, D.C. in Verbindung steht.

  • Eine Quelle bestätigte, dass er offiziell damit betraut war, saudische Studierende in den USA zu unterstützen.
  • Er half offenbar mehrfach dabei, saudische Staatsbürger aus den USA zurückzuholen – darunter auch zwei Studenten, die später eines Mordes beschuldigt wurden.
  • Alomair soll laut internen E-Mails sogar Flüge für die Angeklagten organisiert haben.

Die US-Behörden haben bereits 2019 darauf hingewiesen, dass die saudische Regierung möglicherweise systematisch dabei hilft, saudische Staatsbürger aus der amerikanischen Justiz zu „retten“.

Internationale Reaktionen und offene Fragen

Während Alomair weiterhin in den USA lebt und 2024 sogar eine neue Kanzlei in Virginia gründete, bleiben viele Fragen unbeantwortet. Wusste die saudische Regierung von Eden Knights Fall? Falls ja – war ihre Rückkehr geplant?

Weder die saudische Botschaft noch Alomair selbst haben auf Anfragen der BBC reagiert. Auch Edens Familie verweigerte jeglichen Kommentar.

Edens Schicksal hat jedoch internationale Aufmerksamkeit erregt. Menschenrechtsorganisationen fordern eine Untersuchung, während die LGBTQ+-Community weltweit um sie trauert.

Für viele bleibt eine drängende Frage: Wie viele weitere Saudis wurden unter ähnlichen Umständen zurückgeführt – und was geschah mit ihnen?

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