Ein massiver Betrug mit EU-Agrarsubventionen erschüttert Griechenland: Bei einer groß angelegten Razzia der griechischen Polizei und der Europäischen Staatsanwaltschaft (EPPO) wurden 37 Verdächtige festgenommen. Sie sollen Teil eines organisierten Netzwerks sein, das über Jahre hinweg mindestens fünf Millionen Euro aus EU-Fördertöpfen erschlichen hat.
Nach Informationen des staatlichen Senders ERTnews sollen die Tatverdächtigen falsche Angaben zu landwirtschaftlichen Flächen, Tierbeständen und Erträgen gemacht haben, um hohe Agrarbeihilfen zu kassieren. In einigen Fällen seien sogar Grundstücke angegeben worden, die gar nicht existierten oder längst stillgelegt waren. Die Ermittler sprechen von einem ausgeklügelten System aus Scheinbetrieben, manipulierten Anträgen und Korruptionsnetzwerken in der Agrarverwaltung.
Ermittlungen auf höchster Ebene
Neben der griechischen Polizei sind auch EU-Ermittler und Finanzprüfer aus Brüssel beteiligt. Ziel ist es, die Geldflüsse nachzuvollziehen und festzustellen, ob Teile der Subventionen ins Ausland verschoben wurden. Die Spur führt offenbar über mehrere Regionen Griechenlands – von Thessalien bis Kreta – und könnte auch europaweite Verflechtungen offenlegen.
Politische Wellen in Athen
Der Skandal hat die griechische Politik in Aufruhr versetzt. Das Parlament setzte inzwischen einen Untersuchungsausschuss ein, der prüfen soll, ob Ministerien oder Behörden bei der Vergabe der EU-Gelder weggesehen oder sogar mitgewirkt haben. Oppositionsparteien sprechen von einem „organisierten Missbrauchssystem“, das durch mangelnde Kontrolle begünstigt worden sei.
Ein Regierungsvertreter erklärte dagegen, man werde „mit voller Härte und Transparenz“ gegen die Verantwortlichen vorgehen. Der Fall sei ein Beweis dafür, dass die neuen Kontrollmechanismen funktionierten. Doch Kritiker sehen das anders: Ihrer Meinung nach sei das System der EU-Agrarförderung in Griechenland seit Jahren anfällig für Betrug – und Kontrollen oft reine Formsache.
EU-Kommission fordert Konsequenzen
Auch in Brüssel sorgt der Fall für Empörung. Eine Sprecherin der EU-Kommission betonte, man erwarte „vollständige Aufklärung und lückenlose Zusammenarbeit“ mit der Europäischen Staatsanwaltschaft. Es sei nicht hinnehmbar, dass Gelder, die eigentlich der Förderung von Landwirten und nachhaltiger Landwirtschaft dienen, „in betrügerische Kanäle abfließen“.
EU-Parlamentarier fordern nun strengere Prüfverfahren und eine bessere Digitalisierung der Förderanträge, um Fälschungen und Doppelförderungen künftig zu verhindern. Der Fall wird als Test für die Effektivität der Europäischen Staatsanwaltschaft gewertet, die seit 2021 für genau solche grenzüberschreitenden Betrugsfälle zuständig ist.
Korruption bleibt ein Problem
Trotz zahlreicher Reformen bleibt Korruption ein strukturelles Problem in Teilen der griechischen Verwaltung. Laut Transparency International rangiert Griechenland im EU-Vergleich weiterhin im unteren Mittelfeld, was das Vertrauen in staatliche Institutionen betrifft. Beobachter befürchten, dass der aktuelle Skandal das Vertrauen der Bevölkerung weiter schwächt.
Fazit:
Der Subventionsbetrug um die EU-Agrargelder zeigt, wie verletzlich das System der europäischen Förderprogramme bleibt – insbesondere dort, wo Kontrolle und Transparenz fehlen. Für Griechenland ist der Skandal ein schwerer Rückschlag im Kampf gegen Korruption, für die EU ein Weckruf: Nur durch konsequente Aufsicht und digitale Nachverfolgung lässt sich verhindern, dass Fördergelder in betrügerische Hände geraten.
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